On the sunny side of the street
OVAL / ADI JÜSTEL & FRIENDS
16/03/12 „Musik grenzenlos“ lautet der Titel einer Doppel-CD, die Ausschnitte aus vier Live-Konzerten im OVAL vereint. Zur Präsentation am Donnerstag (15.3.) fanden sich Gäste von damals ein, die mit Adi Jüstel eine begeisternde Jam-Session lieferten.
Von Horst Reischenböck
Über Adi Jüstel weitere Lobeshymnen zu verbreiten, dünkt müßig. 2010 feierte er sein 50jähriges Bühnenjubiläum als Pianist mit seinem „Latin Swing Express“ und er wirkt noch immer frisch wie eh und je. In Selbstbescheidung spielt und spielte er sich nie in den Vordergrund: Kein Wunder, dass seine Partner immer wieder gerne zu gemeinschaftlichem Musizieren zusammenkommen. Auch von weiter her, wie etwa der Vibraphonist Franz Lohta. Paul Kotek, dem Gitarristen mit unverwechselbarem Gesangstimbre blieb im ersten Teil des Abends mehrheitlich die Conference vorbehalten.
Dem Alter der Beteiligten entsprechend, jazzen sie - vor allem swingen sie – Klassiker und begeisterten gleich eingangs mit George Shearings „Lullaby of Birdland“ oder - zum Bossa nova umfunktioniert – mit „There will never be another you“. Jüstel als Komponist mit „Happy in Jamaika“ blieb auch nicht ausgeklammert. Was mit „Lady be good“ begann gipfelte dann in Sholom Secundas „Bei mir biste schen“.
Nach der Pause gesellte sich zunächst der Wiener Philharmonische Posaunist Dietmar Küblböck hinzu, der nach einer „Tannhäuser“-Probe nachmittags eigens angereist war. In „Autumn leaves“ führte er zunächst in zweistimmigem Spiel ein und verband sich danach phänomenal mit der Sängerin Francesca Hart, die ihrerseits Beppe Piloto und seinen Kontrabass mitbrachte. Ihre grandiose Instrumenten-Imitation wäre übrigens durchaus imstande, Trompeter vor Neid erblassen zu lassen!
Duke Ellingtons „Satin Doll“, „Corcovado“ und natürlich auch das „Girl von Ipanema“ von Antonio Carlos Jobim, Miles Davis, Eroll Garner und Thelonious Monks „Blue monk“: Man wollte es kaum glauben, dass diese Truppe zum ersten Mal - und ohne Probe - so in einem Geist einig mit- und untereinander aufspielte. Auch „I can’t give you anything but love“ kaum auf Anhieb faszinierend über das Podium: alles „On the sunny side of the street“, sich selbst zur Freude und zur Freude der Fans.
Wie sagte Adi Jüstel: „Um das, was wir uns vorgenommen haben, alles spielen zu können, hätten wir um Drei Uhr Nachmittags anfangen müssen.“ So war’s leider nach zwei Zugaben um 22.30 Uhr endgültig Schluss. Aber es gibt ja die CD zum Weiterhören, und eine eventuelle Durststrecke ist auch absehbar: Am 4. August wird sich der „Latin Swing Express“ am selben Ort erneut mit Philharmonikern und Symphonikern aus Wien vereinen.