Aller guten Dinge sind drei
KULTURVEREINIGUNG / WDR SINFONIEORCHESTER
05/03/12 Anno 1973, unter Herbert von Karajan, zur Uraufführung von Carl Orffs „De temporum fine comoedia“, waren sie bereits zu Festspielehren gekommen. An dieses Niveau knüpften die Kölner unter Jukka-Pekka Saraste nahtlos an, steigerten sich noch im dritten Konzert am Freitag (2.3.) zusammen mit Benjamin Schmid.
Von Horst Reischenböck
Sehnig, kontrolliert, und dennoch mit geballter Kraft ging’s vorerst durch die Tragik der „Coriolan“-Ouvertüre op. 62. Das war schon einmal zur Einstimmung quasi Ludwig van Beethoven „at his best“.
Erst zweimal, 1983 und 1994, stand Benjamin Brittens d-Moll-Violinkonzert op. 15 auf Programmen der Kulturvereinigung. Beide jedoch diesmal eindeutig getoppt seitens Benjamin Schmid, der seinem ohnedies umfangreichen Repertoire damit einen weiteren Edelstein hinzufügte. Unverständlich, dass der große Jascha Heifetz dieses Werk für „unspielbar“ erklärte, und nur denkbar aus einer Art von Selbstschutz heraus: Der rhapsodisch eher traurig lyrisch anhebende Kopfsatz, in dem sich mutmaßlich Brittens Gedanken an seine Heimat anlässlich der Niederschrift in Canada 1939 widerspiegeln, wie auch die „lento espressivo“ anhebende Passacaglia am Schluss sind kein Vehikel für vordergründig demonstrierbare Violintechnik. Ausgenommen das virtuos aberwitzige eigentlich Scherzo inmitten, das zum Vergleich mit Serge Prokofjews Sarkasmus anregt.
Diese Zurückhaltung bringt dennoch keine Einbuße an Publikumswirksamkeit - hört man das Werk so berührend, ja glühend in absolut perfekt partnerschaftlicher Übereinstimmung ausgeführt.
Benjamin Schmid, der an den beiden vorangegangenen Abenden jeweils das nicht minder fordernde Brahms-Gegenstück geigte, und der im selben Geiste zu jeder Sekunde aufmerksam assistierende finnische Chefdirigent hatten dazu schon zuvor in Köln das Werk entsprechend vorbereitet (der CD-Dokumentation wert).
Dem aufbrausenden Jubel fügte Schmid noch das „Tüpfelchen auf dem i“ hinzu: das brillante Presto-Finale der vierten Solosonate aus op. 27 von Eugène Ysaÿe.
Rundfunkorchester haben nicht nur die Aufgabe, der Moderne ein Podium zu bieten. Im internationalen Umfeld obliegt es Ihnen genauso, sich an anspruchsvollen Meisterwerken der Vergangenheit messen zu lassen. In diesem Sinn bot diesmal Johannes Brahms dritte Sinfonie den formidabel bestandenen Prüfstein aller Beteiligten, besonders dazu angetan, die samtweich geblasene Klarinette immer wieder ins Hörfeld zu rücken.
Lebhaft bedankt, und noch zart nachklingend durch die Zwischenaktmusik zu „Rosamunde“ D 797 von Franz Schubert ergänzt.