Zwei ganz „heutige“ Volksmusik-Geiger
TOBI-REISER-PREIS
05/03/12 Beide gelten in der Volksmusikszene als ur-musikantische Geiger. Vor allem aber sind beide Leute, die sich als Multiplikatoren und Universitätslehrer für die Volksmusik stark machen. Rudolf Pietsch und Hermann Härtel haben am Sonntag (4.3.) den Tobi-Reiser-Preis 2012 erhalten.
Hermann Härtel zum Beispiel ist Lehrbeauftragter am Mozarteum, auch die Musikhochschulen in Graz und Wien bauen auf seine Sachkenntnis. Eine seiner bahnbrechenden publizistischen Leistungen war die Gestaltung der Grazer Zeitschrift „Der Vierzeiler“ – ein Musterbeispiel für ein moderne, kulturell offene und spartenübergreifende Sicht auf die Volksmusik. Als Mitglied der „Citoller Tanzgeiger“ vermittelt Hermann Härtel seine Erfahrung als Tanzmusikant, Sänger und Feldforscher seit 1976 in Kursen. Schwerpunkte bilden dabei die Tanzmusik in Streichbesetzung, das Singen zur Geige, das Jodeln und die Verbindung zwischen Tanz und Musik.
"Wienerische Walzer, ungarische Csárdás, Salzburger Ländler, bayrische Zwiefache und wilde steirische Polkas – kaum jemand beherrscht das Repertoire der alpenländischen Tanzmusik so gut wie der famose Geiger Rudi Pietsch“, kann man in einer Würdigung über Rudolf Pietsch lesen. Er sei aber „nicht nur Vollblutmusiker sondern zugleich einer der herausragenden Musikforscher Österreichs. Als Dozent am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie an der Universität Wien befasst er sich seit über dreißig Jahren mit den Traditionen seiner Heimat; leitet volkskundliche Exkursionen in Österreich, aber auch auf dem Balkan oder in Skandinavien; unterrichtet die 'klassischen' Studenten der Musikhochschule im Pflichtfach 'Volksmusik'.“
Sowohl Rudolf Pietsch als auch Hermann Härtel stammen aus volksmusikalisch „vorbelasteten“ Familien – durch deren Freundschaft sind sie auch zusammen gekommen. Die „Steirischen Tanzgeiger“ (ab 1979, in Hartberg) waren so etwas wie die Fusionierung zweier „Familienmusiken“. Als sich ihre Wege geographisch trennten (Rudolf Pietsch ging nach Wien, Hermann Härtel nach Graz) gründeten beide ihre eigenen Ensembles. Von der engen Verbindung zum Tanz sind sie beide nicht abgerückt, Rudolf Pietsch gründete die „Tanzgeiger“ und Hermann Härtel die „Citoller Tanzgeiger“ in der eigenwilligen Besetzung Geige, Posaune, Gesang. Beide Ensembles genießen bis heute in der Volksmusikszene Referenzstatus, und die beiden nun mit dem Tobi-Reiser-Preis geehrten Musiker gelten als jene, die der Geige einen neuen Platz in der Volksmusik gesichert haben.
(Freunde des Adventsingens/dpk-krie)