Philharmonie Salzburg als Fulltimejob
HINTERGRUND / PHILHARMONIE SALZBURG
24/02/12 Alt sind sie noch lange nicht, aber so richtig jung auch nicht mehr. Drum wurde das Wort gestrichen und das Orchester von Elisabeth Fuchs heißt fürderhin „Philharmonie Salzburg“. Das ist eine der guten Neuigkeiten von diesem Orchester.
Von Reinhard Kriechbaum
Eine andere: Man hat einen neuen Probenraum gefunden, trifft sich fürderhin nicht in einem Kellerraum von St. Paul, sondern im Bildungszentrum der Landeskrankenanstalten, dem Luisenheim. In diesem vermutlich nur Salzburg-Spezialisten vertrauten Barockschlösschen an der übertunnelten Gaswerkgasse gibt es einen ehemaligen Kapellenraum. Dort also wird die Philharmonie Salzburg fürderhin proben. Die Gegenleistung: Musikerinnen und Musiker werden ins Spital ausschwärmen und den Patienten tönende Freude bereiten. Dafür sollen sie auch bezahlt werden, man sucht Paten für diese medikamentöse Dosis Musik.
Geld ist überhaupt ein Thema, jetzt, da das Attribut „jung“ weg ist. Schließlich wollen die Musiker von etwas leben, gar Kinder und Familie erhalten können. Elisabeth Fuchs versichert, dass die Philharmonie Salzburg keineswegs Durchgangsstadium sein soll, bis die Leute ein Engagement in einem etablierten Orchester gefunden haben. Sie sollen in der Philharmonie Salzburg ihr Auskommen finden. Ein Fulltimejob also. Dazu braucht es merkantilen Erfindungsgeist. An dem mangelt es Elisabeth Fuchs bekanntlich nicht.
Das tönende Sozialengagement in den Landeskliniken und Altersheimen ist eine Option. Eine andere ist die Kammermusik: Die sechzig Orchestermitglieder sollen vermehrt auch Kammermusik spielen (was, so betont die Dirigentin, auch die Qualität hebt). Ab Mitte Mai wird man einen eigenen Kammermusik-Internetauftritt haben, und da können Firmen, Eventagenturen und andere Interessierte die Ensembles buchen.
Noch eine ab sofort umgesetzte Idee: „Viele Eltern treten an uns heran und fragen, ob unsere Musikerinnen und Musiker nicht auch unterrichten.“ Weil es ihrer Ansicht nach im Musikum für manche zu lange Wartezeiten gebe und sie in den über 1.800 Abonnenten der Kinderfestspiele und den 600 Abonnenten des Konzertzyklus ein Riesenpotential sieht, will die Philharmonie Salzburg fürderhin vermittelnd tätig werden: „Wir bieten eine Plattform zur Vernetzung an.“ Der Unterricht selbst werde privat ablaufen, aber man denkt an Vorspielabende im neuen Probenraum.
Im Dezember und Jänner, so berichtet Elisabeth Fuchs, habe es Probespiele gegeben fürs Orchester. Weit über 150 Kandidaten habe sie sich angehört und mit ihnen auch Gespräche geführt. Die Motivation erscheint ihr elemantar: Die Mitglieder der Philharmonie dürften nämlich „nicht nur Musiker, nicht nur Fachmenschen sein, sondern Musik zu den Menschen bringen“. Sie suche „sehr gute Musiker“ (davon gebe es genug), „die auch das Konzept des Orchesters mittragen".
Das ist auch entscheidend, weil das Orchester sagenhafte 93 Prozent des Budgets selbst einspiele. 490.000 Jahresumsatz macht die Philharmonie Salzburg derzeit, die Salzburger Sparkasse ist wichtigster Sponsor fürs Orchester und für die Kinderfestspiele. Stadt und Land fördern mit 20.000 bzw. 10.000 Euro. Übrigens: Heuer bekommt Elisabeth Fuchs fürs Dirigieren erstmals ein Honorar. Das war in den vergangenen 14 Jahren nicht so.
Künftig will sie „nur noch 75 Prozent“ der Konzerte selbst dirigieren. Für Alte Musik ist eine Zusammenarbeit mit der Barockgeigerin Michi Gaigg vereinbart. Sie wird in der Saison 2012/13 ein Bach-Programm mit Orchestersuiten und Brandenburgischen Konzerten leiten. Dass man sechshundert Abonnenten für die Konzertreihe der Philharmonie Salzburg gewonnen und zuletzt 12.000 Jahres-Besucher gezählt hat, gehört zu den großen Wundern im Salzburger Konzertleben. „Es ist nicht so, dass Familien keine Abos nehmen, weil immer ein Kind krank ist“, sagt Elisabeth Fuchs – und der Erfolg gibt ihr recht. Die „Kinderfestspiele“ finden heuer von 8. bis 15. Mai statt. Dazu kommen die Jahres-Reihen „Familienkonzerte“ und „Teeniekonzerte“.