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Altösterreichische Musikwelten

SOLITÄR / LESCHETITZKY-TRIO

31/05/11 Das Wiener Leschetitzky-Trio trägt den Namen eines legendären Pianisten aus Altösterreich. Dazu passt ein Programm, in dem böhmische Romantik und Wiener Klangseligkeit den Ton angeben, wunderbar – noch dazu, wenn es so beherzt gespielt wird wie dieser Tage im Solitär.

Von Gottfried Franz Kasparek

Der russische Pianist Stanislaw Tichonow, die Wiener Geigerin Klara Flieder und der Schweizer Cellist Christophe David Pantillon sind ein perfekt abgestimmtes, aufeinander hörendes, miteinander atmendes Trio. Bei aller im besten Sinne musikantischen Leidenschaft, die ja auch den Stücken innewohnt, kommen rhythmische Präzision und markante Details nicht zu kurz. Dies zeigte sich schon in Bed?ich Smetanas g-Moll-Klaviertrio op. 15, welches die tiefe Trauer des Komponisten über den Tod seiner vierjährigen Tochter spiegelt und dennoch zur Vision der Erlösung findet. Ohne jegliche Larmoyanz erklang die ergreifende Klage, zwingend entwickelte sich die tänzerische Vitalität des Finalsatzes.

Der von den Nazis ermordete Prager Komponist Erwin Schulhoff kehrte zwar in den letzten Jahrzehnten im Zuge der Wiederentdeckung der „Entarteten Musik“ ins Bewusstsein der musikalischen Öffentlichkeit zurück, doch dem 1925 uraufgeführten Duo für Violine und Violoncello begegnet man im Konzertalltag nur selten. Schade, denn gerade solch rare Besetzungen lockern Kammermusik-Programme auf. Noch dazu ist Schulhoffs Duo ein mitreißendes, viersätziges Spiel mit eleganten Reflexionen böhmischer Folklore, burlesken Episoden, jazzig angehauchten Rhythmen und dezenter Melancholie, mündend in einem fulminanten „Presto fanatico“. Klara Flieder und Christophe David Pantillon spielten das kostbare Stück mit wahrer Akkuratesse und natürlicher Virtuosität .

Nach der Pause folgte mit dem ausladenden, aber keinen Takt lang langweiligen Klaviertrio op. 1 von Erich Wolfgang Korngold der immer wieder unglaubliche, geniale Wurf eines 12jährigen. Schöner kann süffige Spätromantik mit Wiener Jugendstil-Flair von 1910 nicht sein. Und: Schöner und dabei werkdienlicher als das Leschetitzky-Trio kann man das auch nicht spielen. Die überbordende Gefühlswelt eines Frühreifen, die unverfrorene Melodienseligkeit, der bereits typische, edel parfümierte Korngold-Ton kamen bestens zur Geltung, doch stets kunstvoll und transparent eingebunden in die komplexe Textur. Der begeisterte Applaus wurde mit einem lyrischen Andante von Ernest Bloch belohnt.

Bild: Leschetitzky-Trio/Facebook


 

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