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Savall at his best - an den Wurzeln

STIFTUNG / MEISTERKONZERT / JORDI SAVALL

13/11/24 Ehe der Katalane Jordi Savall bei der kommenden Mozartwoche wieder die c-Moll-Messe dirigieren wird, touren er und handverlesene Mitglieder seines Ensembles Le Concert des Nations mit Les Fêtes Royale durch die Lande und ernteten Jubel ihr eigentliches Kernrepertoire.

Von Horst Reischenböck


Es war die Österreich Premiere des Programms „Die Nacht der drei Könige im barocken Versailles“. Genauer gesagt, lautete der Titel am Dienstag (12.11.) im Großen Saal des Mozarteums La Nuit des trois Rois. Handelt es doch um die französischen Könige Ludwig XIII, XIV und XV. Zwar waren sie, zum Unterschied zu den gleichzeitigen Habsburger Herrschern, nicht selbst komponierend schöpferisch tätig. Beiden Letzteren diente die Musik jedoch als probates Mittel zur Demonstration von Glanz und Macht. Vor allem, als sie sich mit dem barocken Schloss Versailles einen optisch aufwendigen Prachtbau leisteten, dem zahlreiche Potentaten nachzueifern versuchten.

Die kammermusikalische Besetzung von Le Concert des Nations präsentierte mehrheitlich hierzuland noch kaum je zu hören gewesene abwechslungsreichen Novitäte. Gambist und Dirigent Jordi Savall führte seine Mitstreiter und die Hörer auf eine Zeitreise. Genau wie der Maestro seit gut fünfzig Jahren musikalische Gedanken der Vergangenheit erfolgreich zu klingendem Leben wieder erweckt.

Aus der Zeit Ludwigs XIII. (1610 – 1643) erklang von Guillaume Dumanoir Suite du Ballet de Stockholm. Um LUDWIG XIV. (1643 – 1715) scharten sich Der große Meister der Viola, nämlich Monsieur de Sainte-Colombe und Der Violist des Königs, nämlich Marin Marais mit

Concert XLI à deux violes égales Le Retour und Couplets de Folies d‘Espagne. Die königlichen Konzerte waren mit Françoise Couperins Les Concerts Royaux und Marin Marais Sonnerie de Sainte-Geneviève du Mont-de-Paris vertreten. Für die Zeit Ludwig XV. (1715 – 1774) stehen in der meisterlich ausgewählten Programmfolge Jean-Féry Rebel mit Les Éléments und Jean-Marie Leclair mit der Sonate VIII à Trois op. 2/8

Die Ausführenden: Am Cembalo Michael Behringer, dessen Virtuosität leider mehr sicht- denn hörbar. Der immer höchte ambitioniert Geiger Manfredo Kraemer. Neben ihm Josep Maria Marti an der Theorbe, der später auch gelegentlich zur Gitarre wechselte. Der virtuose Querflötist Charles Zebley. Dahinter Perkussionist David Mayoral, der die eröffnende Intrada und beide Tambourins der in Stockholm erhalten geblieben viersätzigen Suite du Ballet von Guillaume Dumanoir rhythmisch prägte.

Sie waren optisch wie akkustisch flankiert durch zwei der siebensaiten Bassgamben, gespielt von Jordi Savall und Philippe Pierlot. Sie widmeten sich im Duo dann dem legendären Monsieur de Sainte-Colombe Concert XLI à deux violes égales, ehe mit den Couplets de folies d’Espagne ein Werk des zu seiner Zeit gefeiertesten Gambisten, Marin Marais, zu Gehör gebracht wurde. Das sind die berühmten ausgedehnte Variationen über jene – bei uns zu den Worten Ein Hund kam in die Küche – gesungene Melodie. Zahlreiche andere Komponisten bis in die Romantik herauf aben sie ebenfalls benutzt, deren iberische Herkunft ist freilich nicht bewiesen.

Im Stück Sonnerie de Sainte-Geneviève du Mont-de-Paris klingen passacaglia-artig permanent die Glocken. Drei charakterlich unterschiedliche Sätze aus François Couperins königlichen Konzerten begeisteren. Zum offiziellen Ausklang gab’s dann noch Vogelgezwitscher, wie es Jean-Féry Rebel stilisierte, und Jean-Marie Leclairs Sonate VIII à Trois. In Summe anderthalb Stunden eines entsprechend bedankten grandios ausgeführten lehrreichen Einblicks in eine faszinierende Epoche, deren Notenbücher selten so aufgeschlagen präsentiert werden.

Bild: ISM / Philippe-Matsas; ISM
      
 
 
    

 

 

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