Lohnend für viele im Orchester
MOZARTEUMORCHESTER / ANDREW MANZE
28/04/23 Beglückt lächelnde Gesichter zu beiden Seiten, auf dem Podium und im Auditorium. Andrew Manze hat fürs Donnerstag-Konzert (27.4.) des Mozarteumorchesters Strauss, Strawinsky und Mozart zu einem Bündel geschnürt. Diesmal in der Großen Aula.
Von Horst Reischenböck
Die Chemie zwischen dem Orchester und Andrew Manze stimmt hörbar, man sendet und empfängt auf einer Wellenlänge. Ihn mag übrigens in der Großen Aula der Zyklus an Rosenkranz-Gemälden an seine Tage als Interpret von Heinrich Ignaz Franz Bibers Violinsonaten erinnert haben. In der Zwischenzeit hat Andrew Manze längst den Geigenbogen beiseite gelegt, um Orchestern mit bloßen Händen beschwörend und doch unprätentiös seine Vorstellung von Musik näher zu bringen. Das Mozarteumorchester folgte ihm liebend gern, zumal im vorliegenden Programm das Können einzelner Gruppen speziell ins Rampenlicht gerückt wurde.
So postierten sich vorerst paarweise Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, B- und Es-Hörner im Halbkreis zu Richard Strauss‘ kleiner, einstimmend als Ouvertüre fungierenden Serenade op. 7, zu der die Kontra-Fagottistin als einzige rechts außen Platz nahm. Dieses Instrument ersetzt in heute gebräuchlicher Manier die vorgesehene Tuba. In dem perfekt intonierten Einsätzer maß sich der damals Siebzehnjährige nicht bloß an Mozarts Vorbild, der Gran Partita. Er bewies gleich einmal das Rüstzeug, das ihm wohl sein Vater als vorzüglicher, nicht zuletzt von Richard Wagner hoch geschätzer Hornist für den Umgang mit Bläsern mitgegeben hatte.
Danach schlug das Pendel ins andere Extrem, nämlich zu jenen 23 Solostreichern, die sich, ausgenommen die Cellisten, in alter Manier stehend auf dem Podium für Strauss‘ späte Metamorphosen einfanden. In diesem Stück drückt sich die persönliche Tragik der Erkenntnis damalig zerstörerischen Handelns aus. Als Abschied von lieb Gewordenem, erschütternd im zugrunde liegenden, vorerst aus den hinteren Bratschen-Reihen tönendem Zitat des Marcia funebre von Ludwig van Beethovens Eroica. Strauss verdichtete es zu einem unendlich traurigen Fluss melodischer Linien, die zuletzt ersterbend sich verschränken. Fast zwangsläufig stellen sich da Gedanken an momentan weltweite Zustände ein. Das Stück wurde mit vollem Einsatz aller Beteiligten engagiert und tonschön ausgeführt.
Aus solchen Gedanken erlöste Igor Strawinskys neo-klassizistisches Bläseroktett. In dessen knappen Sätzen führte der Russe die ungewöhnliche Besetzung von Flöte, alternierend B- und A-Klarinette, zwei Fagotte, C- und A-Trompete sowie Tenor- und Bass-Posaune, also Holz- und Blechbläser, wie in einem Puzzle in geistreiche Dialoge. Den Angelpunkt liefert die Walzer-Variation (vierter Satz), auch Anklänge an das Dies-Irae-Motiv und das Ballett Petruschka schwingen durch. Das freche Ende erinnert an Jazz-Rhythmen.
Ähnlich aufgekratzt und bestens aufgelegt ging’s zum Schluss dann mit voller Montur vom ersten punktierten Einsatz durch Wolfgang Amadé Mozarts festliche Linzer Sinfonie C-Dur KV 425, von Andrew Manze zur Freude aller Ausführenden und jubelnden Hörer beflügelt.