„Ein Jodler ist ein Erfolgserlebnis“
HINTERGRUND / SALZBURG / BUNDESJUGENDSINGEN
24/06/10 „Nicht jede Schule, nicht jeder Chor ist als Einzelkämpfer unterwegs“, sagt Moritz Guttmann. Er ist einer jener engagierten jungen Musiker, denen es in den vergangenen Jahren gelungen ist, das Chorsingen in Salzburg so richtig „sexy“ zu machen.
Von Reinhard Kriechbaum
Am Samstag, 26. Juni beginnt das viertägige Österreichische Bundesjugendsingen, das ungefähr zweitausend junge Leute nach Salzburg bringt. In einem Pressegespräch vorab betonte man den kommunikativen Aspekt: Von den 79 Chören, die im Lauf der vier Tage auftreten werden, nehmen nämnlich nur fünfzig am Wettbewerb teil. „Es ist also mehr Chorfestival als Wettbewerb“, sagt Moritz Guttmann.
Man darf sich durchaus freuen in Salzburg, denn die junge Chorszene hier braucht sich nicht zu verstecken: Auf den „Aufwärtstrend“ in diesem Bereich weist Helmut Achatz, Fachinspektor für Muikpädagogik in Salzburg und Kärnten und einer der künstlerischen Leiter des Bundesjugendsingens, hin. „Im Bundesdurchschnitt sind wir sehr weit oben.“ Auch er betont: „Das Wesentliche sind die Konzerte.“ Auf jene Chöre, die es genau wissen wollen und die sich deshalb einer Punktebeweretung stellen, warten auch Überraschungen: Jury-Vorsitzender Erwin G. Ortner hat die Kategorie „Pflichtlieder“ eingeführt. Die Sätze sind noch unter Verschluss, denn jeder Chor hat genau zwei Stunden Zeit, diese Stücke zu proben und aufzuführen. Und dann gibt es noch ein „Fünf-Minuten-Stück“, das also so gut wie vom Blatt zu bewältigen ist.
Der größte Chor kommt übrigens aus Bischofshofen (der Unterstufenchor St. Rupert) und hat 103 Mitglieder. Das kleinste Ensemble ist ein Trio. Aus Salzburg nehmen neun Chöre teil: die Jugendkantorei am Salzburger Dom, das Mädchenquartett G.L.A.S.-klar, der Klassenchor der 3c-Klasse der Volksschule Bischofshofen-Markt, der Klassenchor der 7b des Privatgymnasiums Borromäum, der Unterstufenchor St. Rupert, der Oberstufenchor, der Mädchenchor, der Unterstufenchor des Musischen Gymnasiums sowie der Chor Men Only.
„Men Only“ - das liefert natürlich mehrere Stichworte: Landesrätin Doraja Eberle hat in dem Pressegespräch festgestellt, dass sie in Kindergärten nicht selten mit englischsprachigen Liedern empfangen werde. Wäre es nicht gut, das eigene Liedgut zu pflegen? Moritz Guttmann konterte elegant, indem er eine seiner Boygroups spontan einen Jodler anstimmen ließ. Die können so was also auch auswendig. Norbert Brandauer zum gleichen Thema: „Ich habe den Eindruck, dass viele junge Leute auch offen gegenüber der Volksmusik sind.“ Das sieht auch Moritz Guttmann so: „Jede Einseitigkeit ist fragwürdig, Jugend-Chormusik sollte alle Stilbereiche ansprechen.“ Und das, so Guttmann, können durchaus auch „exotische“ Dinge sein wie Gregorianik: Das werde von den jungen Leuten „als etwas ganz Besonderes“ empfunden. Und im übrigen „ist ein Jodler schwierig im ersten Moment, aber dann ein Erfolgserlebnis“.
Und warum geht im Moment so viel weiter in Salzburgs Chorszene? Das erklärt Norbert Brandauer: Die Sache hänge natürtlich an Einzelpersönlichkeiten, und die „Sondersituation“ in Salzburg sei, dass es eine Gruppe „in etwa gleich junger Chorleiter“ gebe, die „gut miteinander können“. Sie verstünden sich – Brandauers Wortwahl lässt aufhorchen – als „Dienstleister“ in Sachen Singen mit Jugendlichen. Das ist eine Einstellung, von der sich manch andere Musiker etwas abschauen könnten.