Das machte neugierig auf Weiteres
CAMERATA / ARIEL ZUCKERMANN
07/06/10 Eigentlich sollte es das vorerst letzte Abonnementkonzert mit Leonidas Kavakos als Dirigent werden. Eine unfallbedingte Handverletzung - für einen Geiger besonders betrüblich - verhinderte den Auftritt. Ariel Zuckermann übernahm die Leitung der beiden Konzerte am Freitag und Sonntag (4./6.6.).
Von Horst Reischenböck
Mit dem israelischen Dirigenten Ariel Zuckermann gedenkt die Camerata Salzburg in nächster Zukunft mehrfach zusammen zu arbeiten (in Verbindung mit dem Perkussionisten Martin Grubinger). Am Freitag im Großen Saal des Mozarteums bewies schon Beethovens einleitende Erste Sinfonie op. 21 Zuckermanns gestalterischen Fähigkeiten. Nach der ersten sanften Dissonanz ging’s absolut „feurig“ gestimmt in den Kopfsatz, „kantabel“ sangen sich alle im Ensemble durch das Andante und sie schlugen nicht minder animiert Funken aus dem Menuett, das einen Tanz eigentlich ad absurdum führt. Und schließlich wurden im Finalsatz die in der Durchführung aufgespaltenen Themen, präzise ausgehorcht, einander zugeworfen und spritzig zu einem ersten Höhepunkt geführt.
Genauso übersichtlich und blendend disponiert gestaltete Ariel Zuckermann dann das eröffnende Tutti im Ersten Klavierkonzert in C-Dur op. 15, in dessen weiterem Verlauf vor allem die Holzbläser-„Harmonie“ - darunter besonders Klarinettist Wolfgang Klinser - ihre formidablen Klangqualitäten wieder einmal tonschön vorzeigen durfte. Solist war Enrico Pace, Kammermusikpartner von Leonidas Kavakos. Er schürfte zunächst einmal präzis glitzernde Akkorde aus dem Steinway, durchaus der vorerst geforderten Virtuosität entsprechend. Dann brachte er, mitunter vielleicht gar etwas zu sehr verträumt nachsinnend, fast schon zögerlich anmutende Gedanken ein, um umso vehementer dazu dann den Einstieg ins Rondo zu kontrastieren.
Nach der Pause dann noch die "Zweite": Der sonst so nicht mögliche direkte Vergleich der ersten beiden symphonischen Werke ließ den gedanklich-gestalterischen Fortschritt in der Entwicklung Beethovens doppelt evident werden. Zuckermann, der hier noch die Partitur zu Rate zog, durfte sich erneut auf das Können der Camerata verlassen - so sehr, dass er gelegentlich sogar den Taktstock ruhen ließ, um dann umso bestimmender wieder Akzente zu setzen. Ein vollkommen zu Recht bejubeltes Salzburg-Debüt, das neugierig auf Weiteres macht!