asdf
 

Spiel der Verwandlung

JAZZIT / IVA BITTOVA

28/05/10 War das eben Mozart, der aus der Geige schielte? Oder Bartok? Iva Bittova beweist es: Metamorphosen bedürfen in der musikalischen Welt nur einiger Taktschläge. Wolfgang offenbarte unter seiner Puderperücke schneller eine Halbglatze, als  ein Geigenbogen über die Saiten fährt.

Von Per Peterson

Die  tschechische Stimm-Künstlerin, Violinistin und Schauspielerin  mit Zweitwohnsitz New York liebt offensichtlich das Spiel der Verwandlung, vom farblosen Gregor Samsa zum Riesenkäfer, von der minimalistischen Ton-Kunst zum stimmlichen Ausbruch mit der - zur Freude des Publikums - dadaistischen Geschwätzigkeit einer Talkshow.

Mährische Folklore,Wiener Klassik, Avantgarde - all dies findet Platz in Iva Bittovas One-Woman-Performance. Mit viel Spielwitz und engem Kontakt mit dem Publikum wandert sie vom Mikrokosmos in die weite Welt der Volkslieder nördlich der weißen Karpaten.

Dass sich Stimme und Violine akustisch sehr gleichen können, zeigte der Abend in vielfältiger Weise, zumal Bittova es geradezu darauf anlegte, die Grenzen zwischen Stimmbändern und Geigenbogen veschwimmen zu lassen. Frequenz-Spiele im mikrotonalen Bereich  zwischen Stimme und Instrument schaffen eine nach Auflösung wimmernde Spannung, mal übernimmt die Geige die Begleitung, treibt den Rhythmus gnadenlos nach vorne,  mal liefert die Stimme die Klang-Basis, vielfach laufen beide Instrumente parallel.

Beeindruckend:  Iva Bittovas Fähigkeit, das Timbre ihrer  Stimme ähnlich einem  Pink-Floyd-Leslie Verstärker per Knopfdruck in Schwingung zu versetzen und wieder zu bremsen.  Apropos Akustik: Iva Bittova begnügte sich bei dem quasi unverstärkten Konzertabend am Donnerstag (27.5.) im Jazzit nicht mit dem frontal von der Bühne kommenden Schall, sondern nutzte den gesamtem Raum, indem sie teilweise hinter dem Bühnenvorhang verschwand oder im Saal herumspazierte, um somit die klanglichen Kapazitäten des Raumes zu nutzen und mit ihnen - im besten Sinne - zu spielen.

Bekannt wurde Iva Bittova durch den “Morning Song” im Fred-Frith-Film “Step across the border”; Frith widmete ihr auch sein erstes  Streichquartett “Lelekovice”.

Das Kunstück, in einem Solo-Programm gleichzeitig zu singen und Geige zu spielen gehört ja nicht zu den häufig gehörten: Ein Vergleich mit Carla Kihlstedts “Kafka Songs” bietet sich an, wobei Iva Bittovas Musik wesentlich mehr Freude ausstrahlt.

Bilder: www.bittova.com

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014