Von Bach bis Sting
UNIVERSITÄT MOZARTEUM / CROSSOVER
25/01/10 Mit welcher Selbstverständlichkeit und Liebe die jungen Leute vom Volkslied zur Jazzballade, von Bachs Cellosuiten zum Walzer wechselten! Ein Konzert lang schien die leidige Trennung zwischen "U" und "E" aufgehoben.Von Gottfried Franz Kasparek
Die Zitherklasse von Harald Oberlechner und die Crossover-Klasse des Posaunisten Gerhard Füssl arbeiten seit Jahren zusammen. Oberlechner ist auch ein erfolgreicher Zither-Komponist. Im Studienkonzert am Sonntag (24.1.) war er zum Beispiel mit dem minimalistisch-rhythmischen, die Klangsprache der Avantgarde streifenden Solostück "Third Line" vertreten. Das alpenländische Instrument ist ja längst nicht mehr nur in der Volksmusik beheimatet. Es gibt eine Menge gut klingender Arrangements von Barockmusik und neue Literatur von popig bis schräg modern. So kamen in diesem Programm neben "Landlern" und dem "G’spöttign Nazl" auch Johann Sebastian Bach oder die Lautenmeister Gaspar Sanz und Silvius Leopold Weiss bestens zur Geltung und vertrugen sich hervorragend mit den "Fields on Gold" von Sting und anderen populären Nummern.
Alle die hochbegabten Musikerinnen und Musiker - die ersteren in der Mehrzahl - sind Crossover-Künstler. Das Wort Crossover mag inflationär und mitunter allerlei seichte Sachen behübschend gebraucht werden, aber als Fachbegriff für qualitätsvolle stilistische Grenzüberschreitungen ist es immer noch tauglich. Die selbst gebastelten Arrangements des Sting-Songs, des berühmten Zweiten Walzers von Schostakowitsch oder eines jiddischen Tanzes sind geschmackvoll und mitreißend.
Die Zitherstudenten können auch singen, steirische Harmonika oder Gitarre spielen, die Klarinettistin spielt ebenso gut Hackbrett wie die Akkordeonistin. Eine begabte Chansonsängerin aus Wien gastierte gleich auch mit ihrer Geige. Hurtig wechselte man von einem Instrument zum anderen. Die Palette reichte vom Zithersolo bis zur pfiffigen Combo.
Es kann nicht Aufgabe kritischer Reflexion sein, über all jene Studienkonzerte zu berichten, die fast täglich das Salzburger Konzertleben bereichern, in beachtlicher Qualität und bei freiem Eintritt. Aber dieses Studienkonzert war die Regel von der Ausnahme. Die Offenheit der Musiker an Instrumenten (die man nicht unbedingt mit der Universität Mozarteum verbindet), könnte ein Vorbild für so manche elitäre Veranstaltung sein.