Gut versteckte Sensationen
BACHGESELLSCHAFT / DIE SAISON 2010/2011
06/05/10„Hochzeitskantaten und Festmusiken“ von Bach erklingen am Samstag (8.5.) im letzten Konzert des heurigen „Bachzyklus“: Es spielt das Ensemble „Bell’arte Salzburg“ unter Annegret Siedel. Das Programm der Spielzeit 2010/2011 hat Albert Hartinger heute Donnerstag (6.5.) präsentiert - im Café Fürst, von wo die Bachwürfel kommen.
Von Heidemarie Klabacher
Albert Hartinger ist kein Selbstdarsteller und kein Selbstvermarkter. Warum eigentlich nicht? So ganz nebenbei und auf Nachfrage kommt etwa bei der Programm-Präsentation heraus, dass eines der Werke beim traditionellen Saisoneröffnungs-Konzert in Maria Plain zum ersten Mal seit seiner Entstehungszeit wieder aufgeführt wird. Es ist um ein „Graduale“ zum Fest Maria Himmelfahrt - zum 15. August eben. Nun hat Pater Petrus Eder, Stiftsorganist zu St. Peter, anhand des Autographs der Mottete „Virgo prudentissima“ aus der Feder von Michael Haydn auch noch das Orchestermaterial hergestellt, das bisher nicht publiziert ist. Exklusiver geht es nicht! Bei einem so grundsoliden Veranstalter wie der Bachgesellschaft ist so eine Sache nicht einmal eine Fußnote wert... Da kann man wirklich nur die „Virgo prudentissima“ - „Die weiseste Jungfrau“ - anrufen.
Denn ein wenig Geld könnte die Bachgesellschaft nach wie vor ganz gut brauchen. Noch immer schleppt man ja aus uralten Projekten einen „Rucksack“ von etwa 40.000 Euro Schulden mit sich. Eine läppische Summe, wenn man bedenkt, wofür sonst Geld aufgewendet wird. „Seid’s froh, dass ihr nicht gekürzt werdet“, höre er, wenn er nachfrage, erzählt Albert Hartinger, der Gründer und Leiter der Salzburger Bachgesellschaft. Und natürlich ist man heilfroh. 35.000 Euro Subvention erzählt die Bachgesellschaft von der Stadt Salzburg, 34.000 Euro vom Land Salzburg (da sind dann aber auch alle Kleinbeiträge etwa vom Familienreferat bis zur „Schatzkammer Land Salzburg“ dabei). Der Bund fördere derzeit nur Symposien, wie etwa in der kommenden Spielzeit die Tagung „Musikvermittlung“ am 14. Oktober.
45 Prozent des Budgets komme damit aus Subventionen, der „Rest“ wird eingespielt bzw. erwirtschaftet. Bis auf ein Konzert seien in der derzeit auslaufenden Spielzeit alle Konzerte zu hundert Prozent ausgelastet gewesen, berichtet Albert Hartinger. Gelegentlich lassen sich noch irgendwo ein paar Stühle zusätzlich hinstellen, dann ist man über hundert Prozent. Beim jüngsten Konzert - der Schütz-Passion in der Evangelischen Christuskirche - habe das Collegium Vocale auf seine Gage verzichtet. Das habe der Bachgesellschaft dreitausend Euro Einsparung gebracht.
In der kommenden Saison wird das „European Union Baroque Orchestra“ auf seiner Jubiläums-Tournee zum 25järhigen Bestehen auch bei der Bachgesellschaft in der Großen Aula Station machen: „Das Orchester wollte unbedingt nach Salzburg kommen, weil es weiß, dass hier ein kundiges interessiertes Publikum wartet“, so Hartinger. Möglich ist das Gastspiel dennoch nur, weil das „EUBO“ seinerseits ein gut subventioniertes Unternehmen sei, dem es möglich sei, einmal auf das Honorar in üblicher Höhe zu verzichten. Ton Koopman wird das EUBO am 15. Oktober in der Großen Aula leiten, im Mittelpunkt des Programms stehen neben Händel und Telemann niederländische Komponisten.
Erstmals zu Gast ist das 1992 gegründete Vokalensemble „amacord“, das unter dem Titel „Rastlose Liebe“ Vokalwerke von Orlando di Lasso bis Schumann präsentieren wird. Gerne hätten sich die Mitglieder des Männer-Quintetts bereit gefunden, Werke des „Salzburger Haydn“ exklusiv für diesen Auftritt einzustudieren, erzählt Albert Hartinger.
Am 18. Dezember folgen heuer die Kantaten I bis III des „Weihnachtsoratoriums“. Am Vorabend zu Bachs 236. Geburtstag am 21. März 2011 wird Florian Birsak im Solitär die „Goldbergvariationen“ spielen.
Mit dem Passionskonzert macht man Riccardo Muti Konkurrenz: Lorenzo Ghielmi hat in einem unzugänglichen neapolitanischen Archiv eine lateinische Johannespassion von Francesco Feo (1691-1761) ausgegraben. Am 14. April 2011 spielen und singen La Divina Armonia und das Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft dieses Rarissimum unter der Leitung von Lorenzo Ghielmi.
Den Saisonschluss am 27. Mai 2011 macht Edgar Krapp, einer der namhaftesten Organisten der Gegenwart, an der Johanna von Mierka Orgel in der Pfarrkirche Mülln: Das Collegium Vocale singt Chorsätze und Choräle, Krapp spielt die jeweiligen Orgelwerke darüber.
Die Reihe „Musik für junge Leute“ feiert 2011 ihren 30. Geburtstag. Voraussichtlich Ende März/Anfang April 2011 wird es ein Jubiläumskonzert geben, das dem „Urkonzert“ vor dreißig Jahren ähnlich sein wird.