Charmante "Blechbratschen"
CD-KRITIK / "TRIO!"
31/03/10 "Wir haben jetzt Einladungen zu mehreren Festivals und überlegen, den Namen dort zu verwenden. Es gibt sonst kein Trio mit Rufzeichen", sagt die Salzburger Pianistin und Kammermusik-Professorin Cordelia Höfer. Mit zwei Damen von den Berliner Philharmonikern hat sie die CD "Trio!" aufgenommen.Von Reinhard Kriechbaum
Wenn man den Dreien zuhört wird einem bewusst, wie eng der Konzertbetrieb geworden ist. Was außer "klassischen" Besetzungen hat denn schon ernsthaft eine Chance, wenn einer der Partner nicht gerade Jörg Widmann heißt (der Mode-Klarinettist unserer Tage). Und es gäbe doch so Vieles: zum Beispiel die aparte Besetzung Violine, Horn und Klavier.
Das also ist das "Trio!": Sarah Willis (Horn) und Kotowa Machida (Violine) sind Mitglieder der Berliner Philharmoniker. Cordelia Höder-Teutsch ist die Dritte im Bunde. Mit dem Stück von Brahms (Es-Dur, op. 40) haben sie gleich das Hauptwerk für diese Besetzung eingespielt - und dies gleich in höchst sympathischer, weil völlig unpathetischer Klanggestalt. Beweglichkeit, Laune fällt einem zu der Wiedergabe ein - und schon auch, dass das Glück in einer solchen Besetzung ungleich verteilt ist: Die Hornistin hat die weitaus besten Karten. Die Geigen-Kollegin tritt einen Schritt zurück und entfaltet ihren seidenen Ton ganz unaufdringlich. Und Cordelia Höfer hütet sich vor zu viel Pedal. So ist auch das ernst-melancholische "Adagio mesto" nie lastend oder trüb. Fast ein musikgeschichtlicher Witz: Brahms hatte die spezifische Farbe des Naturhorns im Ohr und sprach vom damals noch jungen Ventilhorn leicht verächtlich als "Blechbratschen". Sarah Willis hat er halt nicht hören dürfen…
Auf der CD findet sich noch ein Stück "Gebrauchsmusik" des frühen 19. Jahrhunderts, ein Horntrio von Frédéric Nicolas Duvernoy. Das klingt ein bisserl wie aus Lieschen Müllers Melodien-Schatzkiste, aber die drei Musikerinnen machen mit Witz und Feingefühl manche kompositorische Banalität wett.
Falls Hörern die Melodien des Mozart'schen Trios KV 386 bekannt vorkommen: Dahinter verbirgt sich das Horn-Quintett KV 404. Ernst Naumann, ein braver sächsischer Tonsetzer, hat es auf Triostärke zurückgeschraubt. Für Sarah Willis, Kotowa Machida und Cordelia Höfer ist das natürlich eine willkommene Repertoirebereicherung. So groß ist die Auswahl ja dann doch nicht.