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Schon vergessen?

CD-KRITIK / TABEA ZIMMERMANN & HANS GRAF

08/01/13 Als Volume 1 der kompletten Kompositionen Paul Hindemiths für sein Lieblingsinstrument, die Viola, präsentierte Tabea Zimmermann gerade noch rechtzeitig zum 60. Todestag am 28. Dezember 2013 mit Hans Graf und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin dessen Konzerte. Mehr als bloße Ehrenrettung!

Von Horst Reischenböck

Natürlich mutet es merkwürdig an, einen Todestag „zu feiern“. Nur vor lauter Verdi-,   Wagner- und vielleicht noch Britten-Begeisterung hätte man sich 2013 doch auch Paul Hindemiths erinnern mögen. Dieses bedeutenden Komponisten und Lehrers, den übrigens einst Eberhard Preußner für die Internationale Sommerakademie des Mozarteums begeistern konnte. Salzburgs Musik-Universität, an der jetzt Hans Graf der Dirigentenklasse vorsteht.

Nach seinem Abgang vom Mozarteumorchester arbeitete Graf international. So als Chef des Houston Symphony Orchestra (etwa nachzuhören auf Naxos 8.572498 mit einer absolut empfehlenswerten Interpretation von Gustav Mahlers „Das Lied von der Erde“. Oder - ebenso anhörenswert – mit dem Cellisten Jean-Guihen Queyras und dem Orchestre National Bordeaux Aquitaine im Einsatz für die Orchesterwerke des hierzulande kaum gespielten Henri Dutilleux (auf ARTE NOVA CLASSICS 74321 92813 2)

Die vier Bratschenkonzerte von Paul Hindemith sind mittlerweile bei uns genau so wenig zu hören. Warum eigentlich? Böten sie doch Interpreten eine absolute Bereicherung ihres nicht so umfangreichen Repertoires. Tabea Zimmermann, die mittlerweile auch die Solowerke und Sonaten mit Klavier vorlegte, beweist exzellent, wie viel Spielwitz, melodische Schönheit gepaart mit rhythmischem Elan, aber auch technisch Anspruchsvolles diese Werke bieten.

Die Aufnahmen sind nicht in chronologischer Reihenfolge ihres Entstehens aufgenommen. Dem Hörer wird der Einstieg in Hindemiths Tonsprache mit „Der Schwanendreher“ leicht gemacht, jenem eingängigen Konzert nach alten Volksliedern, das Hindemith übrigens nach seiner Emigration niemals selbst in Deutschland spielte.

Eigentlich sollte man in der Mitte der CD anfangen, mit der Kammermusik Nr. 5 op. 36 Nr. 4 und ihrem fulminanten Finale als Parodie eines Militärmarsches. Hier bieten nicht nur die Solistin, sondern auch das präzise durch Hans Graf animierte Deutsche Symphonie-Orchester – hervorgegangen aus dem einst im Osten der Stadt beheimateten, von Kurt Sanderling geleiteten Berliner Sinfonie-Orchester – Mitbewerbern mehr als nur achtbar Parole. Beispielsweise im direkten Vergleich der Konkurrenz von Wolfram Christ und den Berliner Philharmonikern unter Claudio Abbado.

In kürzester Frist in London auf den plötzlichen Tod von King George V. entstanden,  zählt die Trauermusik vielleicht nicht gerade zu Hindemiths nachhaltigsten Eingebungen. Wohl aber die grandiose, begeisternde Konzertmusik für Solobratsche und größeres Kammerorchester op. 48a, erstmals in ihrer frühen Fassung vorgestellt. Schon allein wert, sich dieser Aufnahme zuzuwenden.

PAUL HINDEMITH: Complete Viola Works Vol. 1: Viola & Orchestra. Tabea Zimmermann, Viola, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Hans Graf . myrios classics CD MYR010 - www.myriosmusic.com

 

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