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Hochblüte barocker Musik

CD-KRITIK / KIRKBY & BELL’ARTE SALZBURG

10/06/11 Annegret Siedels jüngstes Programm, zu dem sie sich der Mitwirkung von Emma Kirkby (Sopran) versicherte, bietet unter dem Titel „Salzburg Barock“ einen faszinierenden Blick in das musikalisch hochstehende Leben am fürsterzbischöflichen Hof im 17. Jahrhundert.

Von Horst Reischenböck

Vor fünf Jahren setzte die Geigerin, einst Mitglied des Mozarteumorchesters und bei Nikolaus Harnoncourt an der Universität Mozarteum in die Lehre gegangen, mit dem von ihr gegründeten Kammermusikensemble einen einschlägigen Akzent und nahm Werke von dem aus Reichenhall stammenden Salzburger Hofkapellmeister Andreas Hofer auf. Auf der vorliegenden CD wird „Nisi Dominus“, eine weitere seiner 1654 gedruckten Psalm-Vertonungen, nachgereicht.

Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk im Vorjahr in Tading aufgenommen. Abwechslungsreich aufgefächert und lebendig wird Salzburger höfische Musik über die Zeitspanne von rund einem Jahrhundert.

Das beginnt historisch mit einem Magnificat des Italieners Steffano Bernardi, der zur Domweihe 1628 den festlich tönenden Rahmen zu verantworten und gestalten hatte. Schon hier zeigt sich, wie sich die Barockspezialistin Emma Kirkby aus England stilistisch souverän den jeweils gregorianisch angestimmten Versvertonungen ergibt. Fast vibratolos linear, keusch, wie auch in dem genauso Basso continuo unterstützten „Gaudete et Exultate“ von Abraham Megerle, das bislang nur in einer Aufnahme des Knabenalts Michael Mouka zusammen mit dem Linzer Gambenconsort vorlag. (Unter dem Onkel des berühmten Predigers Abraham a Sancta Clara trat übrigens Hofer in Salzburger Dienste.)

Nachfolger Heinrich Ignaz Franz Biber leitet die Abfolge nicht nur mit seiner a-Moll-Sonate aus „Fidicinium sacro-profanum“ ein, sondern ist auch mit dem geistlichen Konzert „O dulcis Jesu“ präsent. Da huldigte er wie in den berühmten Rosenkranzsonaten der Skordatur huldigt: dem Verstimmen der Violinsaiten, um mit denselben Griffen das Spiel anderer Akkordkombinationen zu erleichtern.

Was Bibers großer Konkurrent Georg Muffat von den Studien in Italien profitierte, belegt dessen Sonate in g-Moll aus „Armonico tributo“. Er veröffentlichte noch vor Arcangelo Corelli Concerti grossi und zeigt sich diesem auch hier schon in der Abfolge der Sätze und deren Gestaltung ebenbürtig. Zumal in der schlank kammermusikalisch solistisch besetzten Ausführung von Bell’Arte Salzburg, das damit etwa der süffigeren Deutung seitens des Freiburger Barockorchester Consorts absolut Parole zu bieten vermag.

Bereicherung auch ein im Dom während der Wandlung zu spielend viersätziges Concerto a quattro per la chiesa von Bibers Sohn Carl Heinrich. Vater Bibers Nachfolger, der Steirer Mathias Sigismund Biechteler von Greiffental, huldigt Emma Kirkby in seiner Mandora (einem Lauteninstrument) begleiteten „Aria de Sancta Scholastica“. Töchter von Biber und Biechteler waren Bibers und  Biechteler waren Nonnen im Adelsstift Nonnberg und sangen vielleicht das anonyme geistliche Konzert „Ach kommet von Himmel, ihr göttlichen Flammen“, aber auch lebensfreudig Bejahendes wie die abschließende Aria „Ad pulpitum“. Ein Genuss!

Salzburg Barock. Musik am Hof der Fürsterzbischöfe. Emma Kirkby, Sopran, Bell’Arte Salzburg, Ltg. Annegret Siedel. BERLIN Classics CD 0300120BC - www.bellartesalzburg.de

 

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