Mit Geschichten der Geschichte eine Stimme geben
RAURISER LITERATURTAGE / LESUNG SUKARE
31/03/16 Stimmen. Menschen. Stickige Luft. Der Andrang riesig. Gerangel um die Plätze. Stühle und Platz – Mangelware. Organisation im Ausnahmezustand. Kleiner Ort, große Veranstaltung. Rauriser Frühlingserwachen. Piste schmilzt. Literatur und Natur wächst und gedeiht.
Von George-Patric McCoy und Karolin Schranz
Warum Geschichte? Geschichte und Literatur ein Gegensatz oder doch eine Einheit? Was macht Geschichte aus? Und was trägt Literatur dazu bei? Diese und ähnliche Fragen stellte Manfred Mittermayer, der zusammen mit Ines Schütz die Rauriser Literaturtage leitet, am Mittwoch (30.3.) in seiner Eröffnungsrede im Gasthof Grimming.
Gehen Geschichten ohne Geschichte, oder geht Geschichte ohne Geschichten? Nein. Claude Lanzmann, der Dokumentarfilmer des 20. Jahrhunderts („Shoah“) wird von Hanna Sukare, der diesjährigen Rauriser Literaturpreisträgerin, in ihrem Debütroman „Staubzunge“ aufgegriffen. „Das Unnennbare nennen“, zitiert die Autorin den Filmemacher. Das Schweigen brechen durch Literatur: „Mit Geschichten Geschichte eine Stimme geben.“
Hanna Sukare erzählt eine Familiengeschichte über mehrere Generationen, in der das Schweigen dominiert. Es geht um eine subjektive Sicht von Geschichte und die Suche nach der Geschichte der Vergangenheit der Eltern, während des Nationalsozialismus, die nicht zu finden ist.
Stimmen im Saal. Lesung Sukare. Eine Schicht aus Wörtern legt sich über den Saal. Staubschicht über den Menschen… Das Erzählen, das Gespräch ist verstummt. Die Schicht aus Hanna Sukares Worten senkt sich über das Publikum … Beeindrucktes Schweigen.