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Von Staubzungen und Provinzausbrecherinnen

RAURISER LITERATURTAGE / RAURIS.UNIVERSITÄT / MITTWOCH

31/03/16 Warum Pfarrer Dirndlkleider verbieten, warum noch ein Buch über Vergangenheitsbewältigung durchaus Sinn macht und was passiert, wenn die Gymnasiumsprofessoren Papst und Engel heißen – darüber sprachen Rauriser Literaturpreisträgerin Hanna Sukare und Autorin Rosa Pock heute Donnerstag (31.3.) Vormittag im vollbesetzten Gasthof Grimming.

Von Christina König

„Die Themen suchen mich aus, nicht ich sie“, erzählt Hanna Sukare, die Rauriser Literaturpreisträgerin 2016, den schmunzelnden Zuhörern, die bei Espresso und Soda Zitron an den langen Tischen sitzen und dem Gespräch lauschen, das zwischen der Preisträgerin und den Studierenden der Universität Salzburg entsteht.

Langsam und überlegt spricht Hanna Sukare über die Faszination des „Fremden“, das in ihrem Debütroman „Staubzunge“ eine zentrale Rolle spielt und das sie schon seit ihrer Kindheit beschäftigt. Sie würde sehr gern einmal etwas völlig anderes schreiben, sagt sie und zuckt mit den Schultern, aber es lässt sie einfach nicht los. Erfreut über das Interesse der Studierenden, die das Mikrofon weiterwandern lassen, um ihre Fragen zu stellen, spricht sie über Freikirchen und Nationalsozialismus, über die Wichtigkeit, sich der eigenen Vergangenheit bewusst zu werden, und über die gut zehn Titel, die sie für den Roman in Betracht gezogen und wieder fallen gelassen hat – nicht zuletzt darüber, dass sie heute einen ganz anderen Romantitel wählen würde. Als ein Student anmerkt, er hätte den „Staubzunge“ als Ausdruck der Sprachlosigkeit verstanden, lacht sie: „Na, dann passt er ja!“

Nach einer Dreiviertelstunde (und einer kleinen Pause) wird gewechselt und Hanna Sukare räumt ihren Platz auf der Bühne für Rosa Pock, mit der Studenten aus Graz das Gespräch führen. Eine Astrologin hätte ihr einmal prophezeit, dass sie in vier Jahren ein Buch veröffentlicht haben würde. Daraufhin wäre sie nach Hause gegangen, hätte den Kopf geschüttelt und über die Verrücktheiten der Astrologie gelacht.

Damals hatte sie natürlich noch nicht gewusst, dass sich die Vorhersage erfüllen wird – heute hat Rosa Pock bereits sieben Bücher geschrieben, Prosa und Lyrik, die sich durch ihren originellen Sprachgebrauch auszeichnen. Rosa Pock berichtet über ihren Ausbruch aus der steirischen Provinz, ihre Ehe mit H.C. Artmann und über die Frage, ob ästhetische Werturteile überhaupt objektiv sein können. Genau wie Hanna Sukare wird sie immer wieder mit Zwischenapplaus und Lachen unterbrochen. Am Ende steht die Erkenntnis: Mit der Kunst wird man nie fertig – der Prozess geht immer weiter.

Für DrehPunktKultur berichten aus Rauris Studentinnen und Studenten von Christa Gürtler, die im Rahmen der Lehrveranstaltung „Literaturbetrieb und literarisches Leben in Österreich (Rauriser Literaturtage 2016)“ am Fachbereich Germanistik an den Rauriser Literaturtagen teilnehmen.
www.rauriser-literaturtage.at
Bilder: RLT/David Sailer

 

 

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