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Der Literaturdetektiv in Salzburg

LITERATURHAUS / DIETMAR GRIESER

23/10/13 Die Stadtwerke lassen die Stadtbeleuchtung eine Stunde länger brennen, nur damit ein Künstler sein Bild fertig malen kann? So etwas gibt - beziehungsweise gab - es. Dietmar Grieser hat davon im Literaturhaus erzählt. Es war anno 1966.

432Auf Einladung des Weltbild Verlags las der Autor Dietmar Grieser am Montag (21.10.) im Literaturhaus aus seinem jüngsten Buch: „Landpartie“ versammelt Geschichten und Anekdoten aus ganz Österreich – von denen einige in Salzburg spielen. Wie eben die Geschichte mit der Stadtbeleuchtung und Dietmar Griesers Freund Franz Hrastnik.

Die geht etwa so: Im Sommer 1966 reiste Grieser mit Hrastnik nach Salzburg, „wo dieser das nächtliche, nur von der aktuellen Festspielbeleuchtung erhellte Salzburg im Bild festhalten wollte“. Hinter dem Café Bazar an der Salzach bezog der Künstler Stellung und begann sofort nach Eintritt der Dämmerung zu malen. „Hrastnik musste ja noch in selbiger Nacht mit seinem Bild fertig werden.“ Umso mehr sei man erschrocken, erzählte Dietmar Grieser im Literaturhaus, als ihnen ein Kellner mitteilte, dass die Festspielbeleuchtung nur bis Mitternacht eingeschalten bleiben würde. Man schilderte das Problem. Der Kellner habe zum Telefon gegriffen, die Stadtwerke angerufen und tatsächlich erreichen können, „dass die Lichter der Festspielbeleuchtung in dieser Nacht eine Stunde später abgeschaltet wurden“. Hrastnik konnte sein Gemälde „Salzburg bei Nacht“ vollenden. „Eine Festspielstadt, wahrlich ihres Namens würdig“, so Dietmar Grieser. Zum Wesen der Anekdote, das wissen wir seit Torberg, gehört ein wahrer Kern.

Der Bestseller-Autor, laut FAZ der „begnadete Erzähler köstlicher Geschichten“, las im Literaturhaus nicht nur aus seiner „Landpartie“, er erzählte im Gespräch mit Literaturhausleiter Tomas Friedmann auch über seine Begegnungen mit Theaterleuten, Dichtern und Malern quer durch Österreich. Eine spannende Begegnung immerhin auch für das Haus am H. C. Artmann-Platz – war der 79-jährige Autor doch zum ersten Mal im Literaturhaus Salzburg zu Gast.

Griesers literarische und historische Spurensuchen sind über die Jahrzehnte in verschiedenen Verlagen erschienen: Das späte Glück. Große Lieben großer Künstler. Kein Bett wie jedes andere. Möbel, die Geschichte machten. Sie haben wirklich gelebt. Literarische Figuren und ihre Vorbilder lauten nur einige der unzähligen Titel.

In „Stifters Rosenhaus und Kafkas Schloss“ schreibt Dietmar Grieser ein wunderbares Vorwort zur Problematik der literarischen Spurensuche zwischen Enthusiasmus und Fetischismus – und er zitiert Marcel Proust: „Hätten meine Eltern mir erlaubt, den Schauplatz eines Buches, das ich las, selbst aufzusuchen, so hätte das meiner Meinung nach einen unschätzbaren Fortschritt in der Eroberung der Wahrheit bedeutet.“

Und welcher Enthusiast ist nicht tatsächlich von einem ganz „eigenen“ Gefühl erfüllt, wenn er oder sie absichtlich locker über die Strudlhofstiege spaziert - und dabei doch versucht, unauffällig zu schreiten...

Dietmar Grieser jedenfalls gastierte im Literaturhaus Salzburg auf Initiative des Weltbild-Verlages, der eine Österreichweite Zusammenarbeit mit Literaturhäusern und Kulturstätten ins Leben gerufen hat: „Wir möchten Literatur erlebbar und sichtbar machen und damit noch mehr Freude am Buch und am Lesen wecken“, erklärt Angela Schünemann, Weltbild-Geschäftsführerin in Salzburg. Konkret kooperiert Weltbild derzeit mit den Literaturhäusern in Salzburg, Graz und Klagenfurt, dem Posthof in Linz sowie mit der Hauptbücherei Wien und der Stadt:Bibliothek Salzburg. (dpk-klaba/Weltbild)

Bild: Weltbild

 

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