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Immer noch Salzburg

GROSSER KUNSTPREIS DES LANDES / PETER HANDKE

21/11/12 Der Große Kunstpreis des Landes Salzburg für Literatur 2012 geht an Peter Handke. Der mit 15.000 Euro dotierte Anerkennungspreis für ein literarisches Gesamtwerk wird an Autoren mit explizitem Salzburg-Bezug verliehen.

„Kein anderer deutschsprachiger Autor nach 1945 hat ein derart vielgestaltiges, eigensinniges, sprachlich und formal virtuoses Werk aufzuweisen. Peter Handke hat mit beinahe jedem  seiner Bücher – es sind mittlerweile mehr als siebzig – Formen und Möglichkeiten des literarischen Schreibens  und damit auch sich selber als Schriftsteller neu erfunden. Sein literarischer Rang  ist selbst bei seinen Kritikern unbestritten. Zu seinen bürgerlichen Tugenden zählt, dass er die Freiheit der Rede pflegt,  politisch unbequem ist und zuweilen ‚Klartext‘ spricht.“ So begründeten die Jurymitglieder Katja Gasser (ORF), Klaus Amann (Universität Klagenfurt) und Gerhard Ruiss (IG Autoren) ihre Wahl.

Die Voraussetzungen für die Verleihung  des Kunstpreises des Landes Salzburg erfülle Peter Handke „in hervorragender Weise“, so die Jury: „Seit seinem Weggang 1970 ist er nur ein einziges Mal für längere Zeit nach Österreich zurückgekehrt: nach Salzburg. Von 1979 bis 1987 lebte  und arbeitete er in der Stadt. Die Salzburger Jahre gehören zu seinen intensivsten literarischen Schaffensperioden.“ In Salzburg  habe Handke begonnen, „seine slowenischen Wurzeln zu erforschen, die Sprache seiner Vorfahren zu  erlernen und den Karst zu erkunden, der - vor allem in seiner großen und vielleicht bedeutendsten  Erzählung ‚Die Wiederholung‘ (1986) - zu seiner Schicksalslandschaft geworden ist“.

In Salzburg habe Peter Handke aber auch seinen Ruhm als Übersetzer begründet: mit literarischen Übertragungen aus dem Französischen (Emmanuel Bove, Francis Ponge, George-Arthur Goldschmidt, René Char, Julien Green, Marguerite Duras, Patrick Modiano), aus dem Englischen (Walker Percy), aus dem Slowenischen (Florjan Lipuš, Gustav Januš) und aus dem Altgriechischen (Aischylos).

Zudem habe Peter Handke in seiner Salzburger Zeit rund ein Dutzend eigener literarischer Werke veröffentlicht, „darunter etliche, die in Salzburg angesiedelt sind oder die die Verhältnisse und Erfahrungen in der Stadt und ihrer Umgebung aufgreifen und spiegeln“, begründet die Jury zum Großen Kunstpreis des Landes Salzburg für Literatur ihre Wahl. Zu diesen Büchern mit Salzburg-Bezug gehören etwa ‚Die Geschichte des Bleistifts‘, ‚Nachmittag eines Schriftstellers‘ und ‚Der Chinese des Schmerzes‘.

„1997 und 1998 kehrte er mit seinem Roman über den Apotheker von Taxham (‚In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus‘) und mit seinem großartigen Journal ‚Am Felsfenster morgens‘, einer Art Salzburg-Tagebuch, literarisch noch einmal zu seinem langjährigen Aufenthalt in der Stadt zurück. Und er kommt immer wieder. Zuletzt mit der Uraufführung seines  Kärntner Traumspiels ‚Immer noch Sturm‘ bei den Festspielen 2011.“

Weitere Zeichen von Handkes Verbundenheit mit Salzburg: Seit 1967 bis herauf in die jüngste Zeit habe er bei Salzburger Verlagen (zuerst  bei Residenz, dann bei Jung und Jung) publiziert. Und Handke habe mit Schenkungen von Manuskripten und biographischen Materialien den Grundstein für das „Salzburger Literaturarchiv“ und die einzigartige „Sammlung Hans Widrich“ gelegt. Fazit der Jury: „Peter Handke, der am 6. Dezember 2012 seinen 70. Geburtstag feiert, gereicht  als Preisträger des Großen Kunstpreises Salzburg zur Ehre“.

Das Land Salzburg vergibt seinen Großen Kunstpreis seit 2002 abwechselnd für die Bereiche Literatur, Musik und bildende Kunst. Mit Peter Handke erhält zum vierten Mal ein Literat diesen Preis. Die bisherigen Preisträger in der Sparte Literatur waren Gerhard Amanshauser, Walter Kappacher und Karl-Markus Gauß. Die Laudatio auf Peter Hankde hält Hans Höller. (LK/dpk-klaba)

Die Kunstpreise-Verleihung des Landes Salzburg findet "punktgenau" an Peter Handkes Geburtstag, am 6. Dezember, um 18.30 Uhr im Carabinierisaal der Alten Residenz statt. An diesem Abend werden traditionellerweise alle vom Land Salzburg ausgeschriebenen Preise, Stipendien und Förderungspreise verliehen.
Ebenfalls bis 6. Dezember ist in der Max Gandolph Bibliothek die kleine Schau „An den Rändern und im Zentrum. Peter Handke in Salzburg“ des Literaturarchivs Salzburg zu sehen  (MI 15-19 Uhr, DO 10-13 Uhr) - Literaturarchiv Salzburg - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! - www.uni-salzburg.at
Zuletzt erschienen bei Jung und Jung:
Die Geschichte des Dragoljub Milanovic, 2011
Ein Jahr aus der Nacht gesprochen, 2010
Gestern unterwegs, 2005
Bild: Jean-Paul Chambas: Peter Handke / Verlag Widrich, Salzburg
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