Nur selber lesen macht schlau!
HINTERGRUND / LITERATURHAUS SALZBURG
06/03/19 Die Literaturhäuser von Berlin, Hamburg und Frankfurt, Wien und Salzburg schreiben Erfolgsgeschichte. Das „Buch“ gibt es immer noch. Die Umbrüche in der Literatur- und Verlagswelt sind ebenso im Gange, wie in der Musikbranche, aber noch nicht ganz so dramatisch: „Es werden weniger 'analoge' Bücher gelesen, doch das Interesse für Literatur bei guter Vermittlung nimmt zu.“
Von Heidemarie Klabacher
„Die Literaturszene boomt“, sagte Literaturhaus-Leiter Tomas Friedmann heute Mittwoch (6.3.) beim Pressegespräch im Literaturhaus. „Noch nie gab es im deutschen Sprachraum derart viele und derart vielfältige Angebote der Literaturvermittlung, von Poetry-Slams über Lesungen an allen möglichen und unmöglichen Orten bis hin zu Festival-Events und partizipativen Literaturnächten.“ Dennoch könne und solle eine Literaturveranstaltung die eigene Lektüre nicht ersetzen, betont der Literaturvermittler.
Mehr Interesse heißt aber nicht, mehr Fördergeld: Die ökonomischen Verhältnisse für Produktion, Vermittlung, Förderung und Vertrieb von Literatur hätten nicht mit dem gestiegenen Interesse Schritt gehalten. „Allein in Stadt und Land Salzburg finden jedes Jahr gut eintausend Literaturveranstaltungen statt, rund ein Drittel davon – mit allen engagierten Literaturvereinen – ausgehend vom Literaturhaus Salzburg.“ Dessen Entwicklung in den letzten 25 Jahren sei mehr als positiv: „Die Zahl der Besucherinnen und Besucher hat sich seit 1993 verdoppelt. 2018 waren es mehr als 15.000. Diae Zahl der Veranstaltungen ist im selben Zeitraum um mehr als hundert auf aktuell 287 gestiegen. Auch das Budget konnte deutlich erhöht werden“, berichtet Tomas Friedmann. Die Valorisierung (Anpassung an die Inflation) fiele zwar „teils spärlich aus“, dennoch konnte „das Gesamtbudget seit 1993 um mehr als 65 Prozent gesteigert werden“.
Wichtigster Partner des Literaturhauses sei und bleibe die Stadt Salzburg, von der etwa das Gebäude, der Eizenbergerhof, angemietet ist. Die Stadt Salzburg steure „konstant gut die Hälfte des Budgets bei“, so Friedmann. Die jährlichen Förderungen des Landes Salzburg lägen bei rund 19 Prozent, die Subvention des Kulturministeriums des Bundes bei rund 17 Prozent.
Der Rest des Budgets, meist zwischen zwölf und 15 Prozent, werde selbst erwirtschaftet: „Für einen österreichischen Literaturbetrieb sind das außergewöhnlich erfolgreiche Werte“, betont Tomas Friedmann. Dieser wirtschaftliche Erfolg hänge damit zusammen, dass im Literaturhaus Salzburg, anders als bei den meisten heimischen Mitstreitern, Eintritt verlangt werde. Zudem könne man auf unterstützende Mitglieder und engagierte Kooperationspartner zählen: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Literaturhaus Salzburg denken und handeln stets wirtschaftlich, auch wenn das zentrale Anliegen natürlich die bestmögliche Literaturvermittlung ist.“
Rund 25 Prozent der Arbeit des Trägervereins – Technik, Kartenmanagement, Werbung, Räume – komme den fünf Institutionen im Eizenbergerhof (Leselampe, SAG, prolit, erostepost, GAV-Salzburg) zugute. Dadurch sei das Literaturhaus Salzburg eines der größten Literaturhäuser Österreichs und des deutschen Sprachraums und „eines der engagiertesten europäischen Literaturhäuser“.
Die Literatur hat auch in „modernen“ Zeiten mit neuen und neuesten Medien immer noch viel zu erzählen. „Den Beweis treten viele Literaturhäuser fast täglich an.“ Dennoch betont Literaturvermittler Tomas Friedmann immer wieder den Wert und die Sinnhaftigkeit eigener Lektüre. „Empfehlung: lesen, zuhören, nachdenken, schreiben, sich selbst und die Welt durch Texte in Frage stellen, lernen, reden, schweigen, verändern, kritisch zuhören, genau lesen, entdecken ...“ (Wird fortgesetzt)
Bild: Literaturhaus Salzburg