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Hokusais Pinsel

LESEPROBE / CHRISTOPH JANACS

20/06/14 Im Haiku hat Christoph Janacs eine Lieblings-Kleinform gefunden. Für seinen soeben erschienenen Gedichtband „Hokusais Pinsel“ (Edition Tandem) wählt er das altjapanische Renga – eine Verkettung mehrerer Haikus, um in 51 Miniaturen tribut zu zollen an Dichterinnen und Dichter: Paraphrasen, Hommagen, manchmal auch ironische Statements. Der Graphiker Paul Raas hat dazu Bilder und Graphiken beigesteuert.

 

Verstrickt
für Ruth Klüger

 

Im Haus des Henkers
sprich nicht vom Strick!
Sprichwort

 

noch immer trägt sie –
in Halstuch aus Angst und Zorn –
den Strick um den Hals.

mehrmals riß er ihr
und wurde ihr neu geknüpft.
sie nahm ihn nicht ab,

als sie dann fortging;
er war mit ihr verwachsen,
ein Zeichen der Schuld,

die das Opfer trifft,
das den Henker überlebt:
Kains zweiter Triumph

nicht Odysseus

 

Ich bin nicht Odysseus, ich kehre nicht heim.
Trude Krakauer

 

Heimat verloren:
gespalten wurde mein Ich
in Vergangenheit

und ungewisse
Zukunft. Gegenwart bleibt mir
ewige Fremde

Mit freundlicher Genehmigung des Autors
Christoph Janacs: Hokusais Pinsel. 51 Gedichte zu 51 Dichtern. Mit Bildern und Grafiken von Paul Raas. Edition Tandem Salzburg 2014. 124 Seiten, 16,50 Euro – www.edition-tandem.at
 

 

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