Ein Lesebuch vom Leben mit Kultur
BUCHBESPRECHUNG / VOM LUNGAU
17/07/14 „Die Kreise sind nicht groß, aber sie sind da“, resümiert Gunther Naynar. Als Kultur-Menschen werden ihn die Lungauer vielleicht weniger kennen denn als Käse-Erzeuger. Aber so ist das wohl im Lungau (und natürlich nicht nur dort): Kultur-Engagement und Brotberuf sind zwei Paar Stiefel... – Mehr als ein Buch über die kürzlich vierzig Jahre alt gewordene Lungauer Kulturvereinigung
Von Reinhard Kriechbaum
Es macht so recht Lust, diese immerhin 191seitige Broschüre durchzublättern. Nicht nur, weil die Fotos so bunt und die graphische Aufmachung so quicklebendig ist. Am vergangenen Wochenende hat ja die Lungauer Kulturvereinigung groß gefeiert. Vor vierzig Jahren hat sie ihre Aktivitäten aufgenommen, übrigens mit einer Lesung des Schriftstellers Herbert Eisenreich.
Nun wäre es natürlich eines, auf ver Jahrzehnte Kultur-Engagement zurückzublicken. Aber wahrscheinlich kann man eine solche Unternehmung wie die LKV überhaupt nur führen, wenn man möglichst wenig zurück und dafür mit aller Neugier und ungebremster Energie nach vorne schaut. Darum hat das Redaktionsteam um Robert Wimmer, Rosemarie Fuchshofer und Florian Wimmer auch alles Gedenkhafte fern gehalten von der Titelseite. „Vom Lungau – Land, Leute, Kultur“ greift die Region und greift vor allem die Menschen, die sich da auf unterschiedlichster Ebene, mit uganz verschiedenen Beweggründen, aber mit einer viele verbindenden Begeisterung für einen Landstrich engagieren, an dem man aus der Landeshauptstadt-Perspektive gerne das Fehlen von Verkehrsampeln konstatiert. Romantiker loben, dass die Rinderpopulation die Zahl der Gästebetten übersteigt. Nicht nur Pessimisten lamentieren aus gutem Grund, dass es mit einem Kulturhaus in der Region so gar nicht klappen will.
Nichts von all diesen Klischees in diesem Fest-Buch: Da sind die Menschen, in gut geschriebenen Porträts, in schönen Bild- und Moment-Aufnahmen. Sie kommen ausgiebig zu Wort, äußern das gebührend Lobesame über die Lungauer Kulturvereinigung, die für viele von ihnen der Erst-Kontakt zur Kultur war. Andere, wie der Jazzer Rudi Wilfer oder der Bühnenbildner Wolfgang Kleinpeter, sind heimgekehrt oder zugezogen. Und siehe da: Wohl fühlen sie sich dort, auch kulturell gut „bedient“. Und da wäre noch die Geschichte von Shawkat Awisov, der als von der Caritas betreuter Flüchtling hier gelandet ist und schließlich sogar als Schauspieler beim Ensemble „mokrit“ landete. Man muss also nicht wegziehen, man kann auch Wurzeln schlagen. Warum das in kultureller Hinsicht vielversprechend ist, das vermittelt dieses Buch. So nebenbei: Robert Wimmer, die „LKV in Person“, wie es auf der ihm gewidmeten Doppelseite heißt, ist Oberösterreicher und „zugeheiratet“.
Dankenswerterweise kommen viele Kulturträger aus der zweiten und dritten Reihe zu Wort, und nicht nur Kulturschaffende, sondern auch jene, die die Stuhlreihen im Saal 1 des Schlosses Tamsweg mehr oder weniger gut füllen. Und dann sind natürlich auch die Vorzeigekünstler, die einem sofort einfallen, von Fritz Messner und den „Querschlägern“ bis zur Lungau Big Band. Letztere gehören zu jenen, die Musik spendiert haben zu einer CD, die dem Buch beiliegt. So wenige Musiker kommen ja gar nicht aus dem Lungau: die Jazzerin Marianne Frtühstückl, die Liedermacherin Juliane Blinzer, die Sopranistin Maria Hauser, die Flötistin Martina Grall, der Klarinettist und Saxophonist Hubert Pertl und eine Handvoll weitere lassen sich hören auf der Silberscheibe.
Vom Lungau – Land, Leute, Kultur. Publikation zum 40-jährigen Bestehen der Lungauer Kulturvereinigung. 192 Seiten + CD. Verlag Wolfgang Pfeifenberger, 2014. € 24,90.
Erhältlich in den Lungauer Buchhandlungen, im Kulturbüro am Tamsweger Marktplatz , im Kulturpavillon „White Noise“. Das Buch wird auch per Post zugeschickt, Bestellung unter 06474 / 26805 oder
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. – www.lungaukultur.at
Zur Leseprobe, einem Porträt über den Leiter der
Lungauer Kulturvereinigung, Robert Wimmer „Die LKV in Person“