Alles leiwand!
BUCHBESPRECHUNG
29/06/12 Seit rund dreißig Jahren beschäftigt sich der Südtiroler Richard Vill mit Leinen, eine der ältesten Kulturpflanze. Dieser Tage wurde sein im Tauriska-Verlag erschienenes Buch „Leinen - Faszination & Inspiration“ vorgestellt, eine Zeitreise in der Geschichte der Leinenverarbeitung und der Mode.
Besonders eindrucksvoll sind die zahlreichen historischen Fotodokumente und einiges bisher unveröffentlichtes Fotomaterial. Zum Thema Leinen gehört beispielsweise auch das Turiner Grabtuch. Aus der Spätantike stammt die „Tabula Peutingeriana“, eine auf Leinen gemalte Straßenkarte des römischen Reichs. Aus Leinen besteht auch der „Liber Linteus Zagrabiensis“, der die umfänglichste Textquelle aus etruskischer Zeit enthält. Zahlreiche Kunst- und Kulturhistoriker haben Beiträge verfasst, Betrachtungen über Handwerk, Brauchtum und Mode von Richard Vill runden das 216 Seiten starke Werk ab.
Warum die Verbindung zum Tauriska-Verlag in Neukirchen am Großvenediger? ? Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter vom Verein Tauriska/Leopold-Kohr-Akademie sowie Prof. Alfred Winter haben oft zusammengearbeitet unter dem Motto „Altes Wissen neu entdeckt“. So fand dort auch das Leinen und das damit verbundene textile Handwerk wieder mehr Aufmerksamkeit.
Wo kommt eigentlich der Wiener Dialektausdruck „Alles leiwand“ her? Aus der Ganovensprache, meinen manche. Der Aufpasser habe damit signalisiert, es sei alles im grünen Bereich, „wie auf der (Film-)Leinwand. Eine andere Theorie sieht den Leinenverkauf im Wiener Bürgerspital dahinter. Man bekam dort im 15. Jahrhundert auch die Brauereirechte, und so habe es dort „leiwandes Bier“ gegeben. (dpk-krie)