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„Selbst das beschissene Lehen wird zur Literatur“

STADTTEILBUCH / VON LEHEN²

09/11/11 Man muss es immer wieder in Erinnerung rufen: Der Stadtteil Lehen wäre, für sich genommen, die zweitgrößte Stadt im Bundesland, noch vor Hallein. Keine Sorge also, dass die Menschen-Geschichten ausgehen könnten. Das zweite Buch „von lehen²“ ist heute, Mittwoch (9.11.) in der TriBühne vorgestellt worden.

Von Reinhard Kriechbaum

Am Beginn steht nicht von ungefähr das Porträt einer Albanerin, die längst eingebürgert ist: Fitnet Cengu ist Sport- und Sprachlehrerin in mehreren Salzburger Schulen. Brigitte Huber hingegen erinnert sich an „meine Kindheit in Lehen“ – als es dort, wo bald die Kirche gebaut wurde, noch Schrebergärten gab und auf dem Interspar-Areal einen Fußballplatz. Und die Ignaz-Harrer-Straße ist in der Erinnerung „eine tolle Einkaufsstraße, in der es in verschiedenen Geschäften beinahe alles gab, sodass man eigentlich nicht in die Stadt fahren musste“. Das wäre auch heutzutag keine Option, eher der Europark …

Sehr unterschiedlich also die Erinnerungen, natürlich auch die Wahrnehmung und nicht zuletzt der literarische Anspruch: Auch Karl-Markus Gauss hat ja hat ja Lehen-Erinnerungen, an Zugezogene unterschiedlichster Herkunft, Leute, „die es vorgezogen hatten, 1945 möglichst weit in den Westen Österreichs zu gelangen, Heimatvertriebene aus verschiedenen Ländern des Ostens, Salzburger aus allen Gauen, die es in die Stadt verschlagen hatte“. Naresh Harmilapi hätte es sich vermutlich auch nicht träumen lassen, als Pizzabäcker in Lehen zu landen – schließlich wurde er im indischen Kashmir geboren.

Nach dem Erfolg des ersten Lehener Stadtteilbuchs haben sich also die Herausgeber Petra Burgstaller, Sylvia Hovdarm Petra Nagenkögel, Thomas Schuster und Sarah Untner (Verein Spektrum, prolit und wohnbund:consult) auf die Suche nach neuen Geschichten gemacht – und interessante Menschen gefunden. „Der zweite Band porträtiert einen interessanten und kantigen, aber aufstrebenden Stadtteil und seine Menschen“, so die Herausgeber.

176 Seiten ist das Buch stark, es erscheint in einer Auflage von 1800 Stück. „Durch die Einbindung aller Altersgruppen und Nationalitäten bietet das Buch die Möglichkeit, sich mit dem Stadtteil in seiner Vielfalt auseinanderzusetzen und von ‚innen‘ zu hören, was man von außen nicht kennt.“ Das sei, so sagen die Initiatoren, „ein wichtiger Beitrag zum Aufbau einer soziokulturellen Infrastruktur, die mit den städtebaulichen Maßnahmen in Lehen notwendig ist.“ Anregend die Fotostrecke mit Porträts von Kurt Kaindl.

„Lehen war einmal ein sehr schönes Königreich“, so beginnt der Schriftsteller Max Blaeulich seine kritische Eloge aus den Stadtteil, und er schließt sie mit der Feststellung: „Selbst das beschissene Lehen wird zur Literatur.“

Vonlehen². Rund um das Stadtwerk. – Edition Eizenbergerhof. Zu kaufen im Kinder- und Jugendzentrum Lehen, im Literaturhaus, im Info-Point Stadtwerk Lehen und in vielen Lehener Geschäften. 15 Euro.

 

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