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„Liebe ist kein Angestelltenverhältnis...“

BUCHBESPRECHUNG / DEAN / WARUM WIR ZUSAMMEN SIND

24/12/19 „... sondern Schicksal.“ Martin R. Deans Roman Warum wir zusammen sind fragt nach nichts Geringerem als dem Grund dafür, warum Menschen zusammen sind und skizziert am Beispiel von mehreren Paaren, welche Antwortmöglichkeiten es auf diese Frage geben kann.

VON VERENA RESCH

Ausgerechnet auf der Feier zum 20. Hochzeitstag platzt die Bombe: Matti, der siebzehnjährige Sohn von Irma und Marc, soll ein Verhältnis mit Evelyne, der besten Freundin seiner Mutter, haben! Die Ehe von Irma und Marc schlittert darauf in eine schwere Krise – vor allem deswegen, weil Marc ein Geheimnis verbirgt, das aufgrund der unerwarteten Enthüllung nun noch schwerwiegender ist… Abwechselnd werden aus der Sicht der beiden die folgenden Ereignisse beschrieben, wobei für den Leser bis zum Ende offen bleibt, ob es sich nun um eine Liebes- oder eine Trennungsgeschichte handelt.

Zunächst scheint es, als bildeten die Ehe- und Familienprobleme von Irma und Marc den Dreh- und Angelpunkt der Romanhandlung. Doch tatsächlich bilden Irma und Marc nur ein Glied in einem großen Freundeskreis, der aus mehreren Paaren sowie der alleinstehenden Evelyne besteht. Sie sind alle zwischen 40 und 50 Jahren alt, gut situiert und erfolgreich in ihren Berufen als Chefarzt oder Fernsehjournalistin.

Diese Paare probieren die unterschiedlichsten Beziehungsmodelle und Möglichkeiten des Zusammenlebens. Da gibt es jenes Paar, dessen Beziehung scheinbar nur durch Streit, Eifersucht und Gewalt zusammengehalten wird. Ein anderes Paar glaubt in der Polyamorie sein ideales Liebesmodell gefunden zu haben. Wieder ein anderes Paar geht seine Beziehung wie ein Geschäftsmodell an und regelt sämtliche Angelegenheiten vertraglich: "Kein Mensch weiß, was Liebe ist. Wir haben in langen Gesprächen unser Vertragswerk entworfen. Wir haben alles geregelt, sämtliche Aspekte unserer Beziehung, sodass wir uns um andere Dinge kümmern können." Ein weiteres Paar sucht in der Einsamkeit der Natur die extreme Zweisamkeit und setzt es sich zum Ziel, auf die Zivilisation zu verzichten – sogar auf die Medizin, was tödliche Konsequenzen mit sich bringt…

Neben Konflikten wie Diskussionen über die richtige Kindererziehung oder Kommunikationsschwierigkeiten werden vor allem typische (Beziehungs-)Probleme des 21. Jahrhunderts geschildert, wie polyamoröse Erfahrungen, das Streben nach Selbstoptimierung. Auch Untreue, Affären und Abhängigkeitsverhältnisse werden abgehandelt.

Kritisieren lässt sich, dass die Handlung über längere Strecken eher träge vorankommt und nur sehr zögerlich in Schwung kommt. Dazu kommt, dass die Charaktere nur sehr schwach umrissen sind, was bei der großen Anzahl an Protagonisten die Unterscheidung für den Leser erschwert. Dennoch ist es spannend, wie Martin R. Dean in seinem Roman anhand dieser Gruppe das Streben von Menschen nach der idealen Form des Zusammenlebens illustriert. Sie alle sind auf der Suche nach der Frage, warum wir mit jemandem zusammen sind – eine Frage die der Roman stellt, auf die es aber freilich keine eindeutige und endgültige Antwort geben kann.

Martin R. Dean: Warum wir zusammen sind. Roman. Jung und Jung Verlag, Salzburg 2019. 360 Seiten, 24 Euro. Auch als e-book erhältlich - www.jungundjung.at

 

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