Wie ich Schriftsteller werden wollte
BUCHBESPRECHUNG / KAPPACHER / ICH ERINNERE MICH
24/10/18 „...und trotzdem hätte ich nicht mit einem Bankdirektor tauschen mögen.“ Zu seinem 80. Geburtstag gewährt Walter Kappacher Einblicke in früheste Kindheits-Erinnerungen und die Selbstzweifel, die den Autor immer wieder plagen. „Ich erinnere mich“ zeugt jedoch ebenso von einer großen Konstante: der Liebe zur Literatur.
VON VERENA RESCH
Mit „Ich erinnere mich“ legt Walter Kappacher einen schmalen Band mit gesammelten Erinnerungen vor.
Auch in diesem Genre bleibt der Schriftsteller, der am 24. Oktober seinen 80. Geburtstag feiert, den kleinen Erzählformen treu. „Ich erinnere mich“ ist keine dieser breit angelegten Autobiographien, die das Leben beginnend in der Kindheit bis ins kleinste Detail ausleuchten. Das schmale Bändchen reiht Erinnerungen wie lose Mosaiksteinchen aneinander, dabei räumlich und zeitlich nicht immer linear.
In kurzen Abschnitten, oft keine drei Sätze lang und meist beginnend mit den Worten „Wie ich...“, berichtet Kappacher von frühesten Kindheitserinnerungen, seinem beruflichen Werdegang, der ihn in eine Motorradwerkstatt und ein Reisebüro führte, oder erste Gehversuche im Literaturbetrieb. Im Vordergrund stehen dabei nie die großen Ereignisse wie etwa die Verleihung des Georg-Büchner-Preises im Jahr 2009, sondern kleine alltägliche Dinge wie die ausgedehnten Spaziergänge durch Salzburg: „Was ich am besten konnte, war Gehen.“
Wie ein roter Faden werden dazwischen immer wieder Namen von prägenden Büchern und Autoren genannt, die von der Belesenheit und Leidenschaft für die Literatur zeugen – einer Leidenschaft, die den jungen Kappacher zunächst an die Schauspielschule führt, ehe klar ihm wird, dass er sein Leben nicht „auf den sogenannten Brettern von Bühnen“ verbringen will. Auch Berichte und Anekdoten von Begegnungen mit zahlreichen Schriftstellerkollegen ergänzen die Lebenserinnerungen und lassen den Leser bei Schilderungen von rasanten Autofahrten mit Martin Walser oder erfolglosen Versuchen, Thomas Bernhard in Ohlsdorf anzutreffen. Bisweilen liest sich das Buch so wie ein Streifzug durch die Literaturgeschichte der letzten Jahrzehnte.
„Über das Schreiben“ – so der Titel des kurzen Kapitels, in welchem der Schriftsteller erklärt, warum er sich im Literaturbetrieb stets als Außenseiter fühlte, von Rückschlägen erzählt und Einblick gewährt in große Selbstzweifel: „Der Preis für ein Schriftstellerleben war manchmal unerträglich hoch.“ Umso schöner für den Leser zu lesen das Bekenntnis „... und trotzdem hätte ich nicht mit einem Bankdirektor tauschen mögen.“