Das Wissen und Können der Holzköpfe
BUCHBESPRECHUNG / HOLZ HAND WERK
25/04/17 Wo gehobelt wird, da fliegen Späne. Eh klar. Und nicht weiter verwunderlich, dass der ehemalige Förster Walter Mooslechner wachen Sinn hat dafür, was mit dem Rohstoff Holz, den er also zeitlebens beruflich gehegt und gepflegt hat, weiter geschieht. Sein neuestes Buch bei Pustet: „Holz Hand Werk“.
Von Reinhard Kriechbaum
Mit „Winterholz“ hat Walter Mooslechner, der eben nicht nur Wald- und Holzkenner, sondern auch ein leidenschaftlicher Kultur-Beobachter ist, einen rechten Schlager gelandet. Das vor zwanzig Jahren das erste Mal erschienene Buch verkauft sich immer noch. Vielleicht, weil die Leser von Jugend an im Hinterkopf haben, dass man Christbäume in einer Winter-Vollmondnacht schlägt, auf dass sie nicht vorzeitig nadeln?
Für „Holz Hand Werk“ hat Mooslechner also den Holzbearbeitern auf die Finger und aufs Werkzeug geschaut. Der Zimmermann und der Wagner werden jedermann einfallen, vielleicht sogar der Intarsientischler. Aber die Berufspalette reicht weiter, auch der Korbflechter hat mit Holz zu tun. Und auf den Bauernhöfen war und ist Holz der Bau- und Werkstoff schlechthin, vom kunstvoll gekreuzten, also sich selbst verspannenden Weidezaun bis zur Dachdeckung. „Bauern und Handwerker wussten genau, wo der richtige Dachbaum zur Schindelerzeugung zu finden war oder wo astfreies, geeignetes Holz für Brunnenrohre und Dachrinnen, sowie Zaun- und Werkholz für landwirtschaftliche Geräte wuchs.“
„Holz und Wasser“ ist sowieso ein nicht unwesentliches Kapitel. Um eine Mühle zu bauen, braucht es nicht wenig materialkundliches Wissen, und auch ein Boot muss viel aushalten. Entlang der Donau gibt es übrigens nur mehr zwei Zillenbauer.
Seine Betrachtungen zum Holz-Handwerk erdet Walter Mooslechner, indem er heimische Produzenten besuchte: Rechenmacher ist ein rares Handwerk geworden. Von Josef Frauenschuh hat der Autor erfragt, dass der Rechenmacher im Seenland früher „mit seiner Rückenkraxe von Ort zu Ort wanderte und als Zimmermann an Häusern und Höfen“ arbeitete. Dabei habe er seine Liebe zu bäuerlichen Arbeitsgeräten entdeckt. Seine Rechen gelten heute nach Mooslechners Einschätzung als „die Stradivaris unter den Rechen“.
Einen Stradivari hat Salzburg zwar nicht hervorgebracht, aber in Ramingstein gibt es den bis heute so genannten „Geigenwald“: „Der Überlieferung nach bezogen hier bekannte Geigenbauer aus Südtirol und dem Rheinland einst das kostbare Klangholz.“ Die Haselfichte mit ihren gezahnten Jahresringen lasse sich besonders fein für Musikinstrumente bearbeiten,weiß Mooslechner. Die Jahresringe von Bäumen in hohen Lagen haben generell engere Jahresringe, ihr Holz damit bessere akustische Eigenschaften als jenes von Bäumen aus wärmeren Gebieten. „Stechen“ sagt der Geigenbauer, wenn er den Corpus der Geige innen wölbt, indem er mit Hohleisen und feinem Hobel das Material abträgt.
So manche Bräuche haben sich naturgemäß ums Holz herausgebildet. Das Aufstellen eines Firstbaumes bei der „Gleichenfeier“ ist einer der wenigen bis heute ausgeübten Berufsbräuche. Krampusmaskenschnitzer haben in Salzburg bekanntlich auch nicht wenig zu tun und erinnern daran: Plastik sollte es nicht sein!