Garagen-Trommler und Wasser-Trompeter
PAUL HOFHAIMER TAGE / ERÖFFNUNG
27/05/16 Der Älteste war Paul Hofhaimer, Jahrgang 1459. Der jüngste war Noah Gessner, Jahrgang 2006. Der Auftritt des zehnjährigen Schlagzeugers war – trotz klangrednerischem Barock und klangsinnlicher Uraufführung – ein Höhepunkt bei der Eröffnung der 30. Paul Hofhaimer Tage am Donnerstag (26.5.) in Radstadt.
Von Heidemarie Klabacher
Vom Barock bis in die Gegenwart – von Händel über Vivaldi bis zu James Campbel (*1953) und Hannes Raffaseder (*1970) – führte das Festprogramm. Der so feierliche wie vergnügliche Eröffnungsabend war einmal mehr exemplarisch für die Offenheit von Elisabeth und Hans Schneider vom Radstädter Kulturkreis Das Zentrum, die das „Festival für alte Musik und neue Töne“ seit nunmehr dreißig Jahren verantworten.
Seit Jahren bespielen die Paul Hofhaimer Tage bei Projekten mit großer Besetzung auch die Fertigungshalle der Firma k-tec im Radstädter Gewerbegebiet: einen akustisch erstaunlich gut geeigneten Raum, der den Terminen zwischen barocken oder zeitgenössischen Klängen und den geradezu „skulpturalen“ Plexiglas-Produkten zusätzliche reizvolle Spannung verleiht.
Mit wie viel Energie und Drive Elisabeth Fuchs und die Philharmonie Salzburg sich in die Filmmusik von „Star Wars“ oder „Fluch der Karibik“ stürzen – oder auch in Tango, Beethoven oder Schostakowitsch – das weiß man von ihren Auftritten in der Stadt sei es im Mozarteum oder im Festspielhaus.
Beim Eröffnungskonzert der dreißigsten Paul Hofhaimer Tage ließ die Philharmonie Salzburg als hervorragendes Originalklangensemble mit Händel und Vivaldi aufhorchen. Mit musikantischer Verve kamen die erste und die zweite Suite von Georg Friedrich Händels „Wassermusik“ und Antonio Vivaldis Konzert für zwei Trompeten C-Dur RV 537 daher: mit elegant deklamierender klangrednerischer Phrasierung, aufregend wenig Vibrato für ein Orchester das gern einmal romantisch „aufdreht“ und feiner Balance zwischen Streichern und Bläsern. Die beiden Solisten waren Zoran Curoviċ und der 1999 geborene Lorenz Widauer, der als Pianist bereits ebenso in Erscheinung getreten ist, wie hier in Radstadt als virtuoser Trompeter. Zwei gleichberechtigte ideale Partner, die im Vivialdi-Doppelkonzert die solistischen Bälle einander ebenso aufmerksamen und präzise zuspielten, wie miteinander dem Orchester: ein „Doppel“, bei dem Elisabeth Fuchs nur feine Anregungen zu geben brauchte, um Klang-Funken zu schlagen. Was für die ebenso souverän musizierten – mit effektvollen Bläsersoli gespickten – Händel’schen „Wassermusiken“ genau so gilt.
Uraufführungen gehörten beim „Festival für alte Musik und neue Töne“ zum guten Ton. Hans Raffaseder, bei den Paul Hofhaimer Tagen schon 2002, 2005, 2007 und 2012 mit verschiedensten Projekten vertreten, hat für das Jubiläumsfestival und für die Philharmonie Salzburg (zum sechsten Mal Gast bei den Paul Hofhaimer Tagen) sein Konzert für Orchester „der Stein, der Wind, das Wasser, die Erde“ geschrieben.
Die quasi aufgelegte Assoziation zu Händels „Wassermusik“ ist kein Zufall. Dennoch hält Raffaseder sich mit Zitaten und Anspielungen zurück. Er hat eine eigenständige, überaus klangsinnliche Tonsprache entwickelt, deren in verschiedenen Tempi markant auf- und absteigende Linien wohl an aufkommenden Sturm oder aufsteigende Sonnenstrahlen denken ließen, ohne dennoch plakativ klangmalerisch zu sein. Ein wunderschönes Geschenk zum „Dreißiger“, das die jüngsten im Publikum - auf Einladung der Dirigentin – zwischen den Orchestermusikern auf dem Podium verteilt erleben durften.
Bleibt die souveräne Performance von Noah Gessner, der mit dem unverschämt wirkungsvollen Schlagzeug+Elektronik-Solo „Garage Drummer“ von James Campbel mit dem ersten coolen Schlägel-Wirbel die Herzen und Ohren und die wippenden Füße des begeisterten Publikums eroberte.