Wie der Mönch am Meer
SAALFELDEN / KUNSTHALLE NEXUS / EVA SCHLEGEL
09/04/10 In all ihren Bildern kann und soll man lesen - aber das Erkennen, das genau bleibt das Geheimnisvolle in der künstlerischen Arbeit von Eva Schlegel, egal ob sie nun mit Buchstaben und literarischen Texten arbeitet oder als Fotografin mit isländischen Wolken- und Meeresstimmungen. Wie jetzt in der Kunsthalle Saalfelden.
"Unscharfe Texte, die alles offen lassen, alles sein können." - So hat die Künstlerin jenes Werk beschrieben, mit dem sie in Salzburg im öffentlichen Raum repräsentativ vertreten ist: der abends leuchtenden Glas-Schriftwand beim Eingang zum Mönchsbergaufzug, also dem Stadt-Foyer des Museums der Moderne.
"Island" heißt die Schau mit zwei neuen Werkblöcken, die Kurator Christoph Feichtinger für eine Präsentation in der Kunsthalle des Nexus in Saalfelden ausgewählt hat: Wieder geht es um (Ver-)Wandlung, um den Graubereich zwischen Sein- und Schein, den zu erfühlen der Betrachter aufgefordert ist. Da sind zum Beispiel Siebdrucke auf Bleiplatten. Flüchtige, sich wandelnde Wolkengebilde, gleichsam festgepresst auf so gewichtigem Trägermaterial: Wie geht das zusammen? "Während die Wolkenphänomene die Anmutung von Schwebendem und Unfassbarem vermitteln, begegnen dem Betrachter die Bildkörper aus Blei mit schwerer Präsenz. Gerade auf diese Ambivalenz der Wahrnehmung zielt Schlegels dergestalte Serie", erklärt Christoph Feichtinger.
Der zweite Werkkomplex sind "Seestücke", aufgenommen an der isländischen Küste. Auch da spielen Wolken eine große Rolle, und als Betrachter - so der Kurator - fühle man sich "wie Caspar David Friedrichs 'Mönch am Meer' angesichts der leeren Bühne, des transitorischen Raums unseres Seins, unseres Werdens und Vergehens."
Auch der Raum "inszeniert". Ein Rundspiegel soll die Raumgrenzen der Kunsthalle sprengen und damit die Wahrnehmung der Besucher zu erweitern helfen. Auch Riesenluftballons gehören zu der Installation.
Die 1960 in Hall/Tirol geborene Eva Schlegel hat in den frühen achtziger Jahren die Hochschule für angewandte Kunst (Klasse Oswald Oberhuber) besucht; sie lebt und arbeitet in Wien. Neben Franz West, Herbert Brandl, Arnulf Rainer und Erwin Wurm war sie im Vorjahr die auf Auslandsmessen am häufigsten präsentierte österreichische Künstlerin. (Kunsthalle Saalfelden/dpk-krie)