Fünfzig Meter alte Glocknerstraße
HINTERGRUND / FREILICHTMUSEUM
01/08/13 Ein Fertigteilhaus im Salzburger Freilichtmuseum? So etwas gab es schon, und zwar an der Großglockner Hochalpenstraße. Das ehemalige Mauthaus Guttal hat jetzt einen neuen Aufstellungsplatz bekommen - ein Stück Verkehrs- und Tourismusgeschichte unseres Landes.
Das Mauthaus Guttal stand ursprünglich nahe der Straßenabzweigung zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe) und diente dort als „Nebenmautstelle“. Aufgabe des Mautners war die Überprüfung der in Heiligenblut entrichteten Mautgebühr. Viele Jahre bestand eine Personenmaut, außerdem war die Glocknerstraße in mehrere Mautteilstrecken untergliedert. In Guttal konnten bzw. mussten die Kraftfahrer gegebenenfalls nach- oder aufzahlen.
Das Gebäude wurde 1935 – dem Eröffnungsjahr der Glocknerstraße – von der Firma „Kawafag“ errichtet, die bereits in den 1920er- und 1930er Jahren auf die Herstellung von Fertigteilhäusern spezialisiert war.
Das Mauthaus war aber auch Meldestelle für alle Vorkommnisse auf der Straße zwischen Hochtor und Heiligenblut, außerdem wurde daneben eine Mobil-Tankstelle betrieben. Nach der Umstellung des Maut- und Tarifsystems und der Schließung der Tankstelle verlor das Mauthaus Guttal 1993 endgültig seine ursprüngliche Funktion.
Im Freilichtmuseum wird das Mauthaus nun im Zustand der späten 1960er Jahre gezeigt. Mit seiner zeitgeschichtlichen Einordnung in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ist das Gebäude das „jüngste“ im Museum. Zum Ensemble gehören neben dem Haus noch die Mobil-Tankstelle, ein hölzerner SOS-Straßenfernsprecher und ein etwa fünfzig Meter langes Stück der „Glocknerstraße“ mit Verkehrs- und Hinweisschildern, Schranken, Begrenzungssteinen und dem früher auf der Glocknerstraße üblichen blau-weiß-blauen Metallgeländer.
Im Obergeschoß des Mauthauses ist eine Dauerausstellung über die Großglockner Hochalpenstraße mit dem Titel „Auto halt! Straßenmaut!“ zu sehen. Man kann dort auch verschiedene Kurzberichte aus einem Autoradio hören. Die Hausübertragung und die Ausstellungsgestaltung wurde von der Großglockner Hochalpenstraßen AG großzügig unterstützt.
Mit der Eröffnung des Mauthauses setzt das Salzburger Freilichtmuseum seinen neuen Weg im Museums- und Präsentationskonzept fort. Stand früher die Präsentation typischer Salzburger Bauernhofformen bzw. bäuerlich geprägter Bauten im Vordergrund, so fand vor einigen Jahren eine Themenerweiterung hin zur Darstellung kulturhistorisch erhaltenswürdiger ländlicher Objekte statt. Dazu zählen u. a. die Wiedererrichtung einer ländlichen Kleinbrauerei, eines Kalkofens oder eines historischen E-Werks. (Sbg. Freilichtmuseum)