Zwischen Hexen und Engeln
HINTERGRUND / HALLEINER WEIHNACHTSSPIEL
06/12/11 Es war eine Langzeit-Tradition in Hallein, das von Linde Moldan organisierte und gestaltete Weihnachtsspiel. Nun lebt es wieder auf, eine selten gespielte Komposition von Carl Orff gibt die Basis für die Aufführungen im Ziegelstadl ab.
„Nach Ende des seit 1953 aufgeführten Halleiner Weihnachtsspiels im Jahr 2003 entstand eine große Lücke im adventlichen Geschehen der Stadt“, so Friedl Bahner vom Kulturforum Hallein. Schon geraume Zeit habe man sich um eine Wiederbelebung bemüht und Förderer und Sponsoren gesucht.
Am Donnerstag (8.12.) ist Premiere im Ziegelstadel. „Der Stern kummt auf, kummt auf bei der Nacht …“ Mit diesen Worten beginnt Carl Orffs „Wundersames Spiel von der Geburt des Kindes“, uraufgeführt 1960. Zehn Jahre später hat Carl Orff das Osterspiel (Comoedia de Christi Resurrectione) und das Weihnachtsspiel (Ludus de nato Infante mirificus) als Diptychon zusammengefasst. Er sah darin eine Analogie zu einem Flügelaltar.
„In seinem Weihnachtsspiel ist Carl Orff einerseits stark der alpenländischen Krippenspieltradition verpflichtet, sprengt aber andererseits den Rahmen einer oft seichten, biederen Hirtenromantik und macht das Weihnachtsgeschehen als ein weltveränderndes, kosmisches Ereignis sichtbar“, erklärt Wolfgang Guttmann, der die musikalische Leitung innehat. „Beim ersten Kontakt mit dem Stück dachte ich, dass die Zeit dafür eigentlich vorüber ist. Mit der Beschäftigung und dem Eintauchen in das Werk wuchs meine Neugier und auch meine Bewunderung“, so Guttmann.
Der Mensch bewege sich zwischen den guten Mächten (verkörpert durch die unsichtbaren Engel) und die Mächte des Bösen (die Hexen) und muss sich zwischen Glauben und Unglauben entscheiden. „In Versen von großer Bildkraft erzählen die Hirten in altertümlicher Sprache von der Geburt des Kindes in einem Stall und erwecken mit ihren bildhaften Worten die Himmelsvisionen an den Kuppeln barocker Kirchen“, so Kurt Schwaiger, der Regie führt. „Die Mächte des Bösen setzen alles daran, die blutjunge Frau und den Mann von ihrem Weg abzubringen und die Geburt des Kindes zu verhindern.“
Kurt Schwaiger hegte schon lange die Idee, Orffs "Weihnachtsspiel" durch das „ELtheater Hallein“ und mit Musikerinnen und Musikern aus der Region aufzuführen. In das knapp dreiviertelstündige Orff-Werk hat Wolfgang Guttmann nun andere Musik integriert: Weihnachts-Liedsätze aus dem Orff-Schulwerk, weiters Musik von Franz Burkhart, Cesar Bresgen und "etwas Rührendes" von Wilhelm Keller dazu kombiniert habe. „Dafür sind mir die Dürrnberger Knappen-Musikanten unter Hans Ebner willkommene Mitgestalter.“ Auch ein Vokalensemble der Universität Mozarteum und der Kinderchor der Volksschule Hallein-Burgfried sind eingebunden.
„Solche bunt zusammen gesetzte Ensembles aus Laien-Spielern - sprechend, sich bewegend und musizierend -, aus Halb- und aus Ganzprofis sind immer spannend“, findet Wolfgang Guttmann. „Wenn ich immer wieder lese, wie z.B. Anton von Webern, Robert Schollum oder der uns allen vertraute Franz Richter-Herf auf solchen Ebenen mit Hingabe gewerkt haben, habe ich großen Respekt vor deren Aktivitäten und möchte mich gerade in diesem Projekt dem entsprechend einbringen.“
„Das Werk wird in musikalischer und dramaturgischer Weise so konzipiert, dass es den, vom Publikum erwarteten traditionellen Gepflogenheiten eines Weihnachtsspiel zwar gerecht wird, jedoch - und dies erscheint uns wichtig - der Musik und dem Libretto Orffs folgend, neue, der Zeit entsprechenden Elemente enthält“, so Friedl Bahner. (Kulturforum Hallein/dpk-krie)