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Spitzenhunde

SNOW JAZZ GASTEIN / CHRIS CHARRETT, TOP DOG BRASS BAND

21/03/11 Das zehnten „Snow Jazz Gastein“-Festival wird von der Gruppe der stetig wachsenden "Jazz-Bergsteiger“ gestürmt. Sie hatten am Samstag (19.3.) durchaus fordernde Hör-Wände zu bezwingen.

Von Thomas Hein

Das volle "Sägewerk" bestätigte einmal mehr die vom Jazz-Bergführer Sepp Grabmaier und seinem Team in den bisherigen Jahren eingeschlagenen inspirierten und inspirierenden Routen. Der Auftritt von Chris Jarretts „Four Free“ passte dabei perfekt in dieses Gipfelpanorama.
Den Vergleich mit einem „älteren Geschwisterteil“ muss nicht bemüht werden, wobei künstlerische Assoziationen durchaus zu finden wären und waren. Der Komponist und Pianist Chris Jarrett folgt mehreren sehr unterschiedlichen Kategorien in seinen Stücken, die reichen von sehr freien, von Jarretts Klavier-Clustern geprägten Gruppenimprovisationen, sorgfältig gebauten Geräusch-Bildern bis zu sich ringförmig wiederholenden, dynamisch differenzierenden meditativen Klangwelten.

Seine Band mit dem jungen Gitarristen Adrien Dennefeld, Jerome Fohrer am Kontrabass und Pascal Gully am Schlagzeug konnten diese vielen Konzepte ihres Leaders durchaus schlüssig „erfüllen“, künstlerische Impulse von ihrer Seite gegenüber dem Leader blieben aber aus. Ein großes Manko, vor allem im ersten Teil des Programms, war die überproportionierte Lautstärke von Drummer Pascal Gully, der die komplexen künstlerischen Beiträge seiner Kollegen beinahe vollständig überdeckte.

Die vielen gelungenen Ansätze in einem schlüssigen Konzept zu vereinen und den „roten Faden“ für diese oft gegensätzlichen Muster zu finden, diese Aufgabe konnte an diesem Abend nicht gelöst werden und bleibt Chris Jarrett als künstlerisch gewinnbringende „Homework“ für die Zukunft. Wo eine zentrale Möglichkeit aufleuchtete, die das offizielle Programm abschließende „Ring“-Ballade, gab das Jazzgedächtnis die wegweisende Einspielung „My Song“ seines Bruders frei, eine mit folkloreartigen Elementen durchsetzte ausgewogene Komposition wie dessen „Country“. Um Bausteine wie diese könnten sich Chris Jarretts Ideen wie frei schwebende Planeten und Kometen drehen und einen durchgängig hörenswerten Kosmos abseits familiärer Bindungen erschaffen.

Am ersten Abend von Snow Jazz Gastein (Freitag, 18.3.) spielte die in Dresden beheimatete Top Dog Brass Band im gefüllten Casino Bad Gastein. Die „Spitzenhunde“ (frei übersetzt) haben ihren künstlerischen Hintergrund in den „Second Lines“-Begräbnis-Bands des Jazz Mekkas New Orleans, die die Trauer der Hinterbliebenen in ein positives Stimmungsbild verwandelten. Zu diesem traditionellen Standbein gesellt sich jenes der musikalisch näheren Vergangenheit und aktuellen Gegenwart – jenes steht ebenso sicher im Soul & Funk-Feeling. Wo sich diese Welten mit einem hohen Maß an Showelementen trafen, durften Groove und Swing ausgelassen miteinander tanzen und feiern. Sousaphon, Marching Drums, jede Menge Blech und zwei Saxofone sorgten für den Treibstoff, mit dem sich der Festivalmotor für die kommenden Tage gut ölen ließ.

Das 10. Internationale Festival Snow Jazz Gastein dauert bis 27. März - www.jazz-im-saegewerk.org;
Das Festival-Programm zum Download
Bilder: Snow Jazz Gastein
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