Höllenmaschine und Bubbles
SNOW JAZZ GASTEIN / DÉJÀ VU
22/02/11 „Bei einem Dave Brubeck wäre es nicht interessant, nachzuschauen. Ich arbeite mit Musikern, die sich weiterentwickeln, die nicht stillstehen“, sagt Sepp Grabmaier, der künstlerische Leiter von „Snow Jazz Gastein“. Heuer will er „nachschauen“, was sich bei Musikern getan hat, die im Laufe der ersten zehn Jahren des Jazzfestivals in Gastein dabei waren.
Von Heidemarie Klabacher
„Kein Zuhörer sitzt bei unseren Konzerten mehr als 15 Meter entfernt von den Künstlern. Und die Künstler verschwinden nach dem Konzert nicht backstage, sondern trinken mit dem Publikum in der Bar eine Flasche Wein. Das ist eine Qualität, auf die ich wert lege.“ Der Erfolg gibt Sepp Grabmaier und seinem Team recht.
Snow Jazz Gastein hat sich als Jazzfestvial auch in Expertenkreisen längst etabliert. Das Konzept eines zehntägigen Festivals mit einem oder maximal zwei Konzerten am Abend in unterschiedlichsten Spielorten habe sich bewährt. Derzeit denke man nicht eine Ausweitung. Einheimische, Touristen und dezidierte Festivalsbescher stellen das Publikum. Sechs- bis siebentausend Besucher werden auch 2011 erwartet.
„Es ist Aufgabe einer Tourismusregion, ihre Gäste zu überraschen. Und wenn in einer Schihütte plötzlich ein Jazzkonzert losgeht, ist das eine Überraschung.“ So Martin Zeppezauer, der Geschäftsführer der Gasteinertal Tourismus GmbH. Snow Jazz Gastein habe in Jazz-Kreisen einen ausgezeichneten Ruf: „Das ist auch mir als Touristiker mehr wert, als ein paar Übernachtungen mehr.“
2011 wird man Künstlerinnen und Künstler erleben, die bereits bei einem der Festivals oder im Jahresprogramm des Sägewerks zu hören waren. Aber - und diese kleine Vorgabe verspricht besonders spannende Ergebnisse: „In völlig neuen Konstellationen.“ Sepp Grabmaier, der mit seinem Sägewerk-Team heuer das zehnte „Snow Jazz Gastein“-Festival feiert, hat nach den „Instrumentenfamilien“ der ersten Jahre, nach „Latino America“ 2009 und „I Love Paris“ 2010 für das Jubiläumsfestival von 18. bis 27. März das Thema „Déjà-vu“ gewählt.
Zum Eröffnungsfest am 18. März wird die „top dog brass band“ durch Gastein marschieren, bevor sie im Casino Bad Gastein ihr siebtes Album vorstellen wird. Chris Jarrett (kein Schreibfehler, es handelt sich um den Bruder) ist mit seinem Quartett „Four Free“ im Sägewerk zu Gast. Pierre Charial werde heuer tatsächlich seine „Höllenmaschine“ herbeischaffen, eine Drehorgel, die ganz altmodisch wie eine Kirtagsorgel mit Lochkarten funktioniert: „Dieses Ding mit ist allein optisch schon eine ziemliche Sensation, aber was der Meister akustisch daraus hervorzaubert, ist schlicht umwerfend.“ Der Organist Pierre Charial tritt mit dem Klarinettisten Michael Riessler, einem Grenzgänder zwischen Jazz und Klassik, im Sägewerk auf.
Xu Fengxia mit traditionellen chinesischen Saiteninstrumenten und Gesang trifft im „Grand Park Hotel“ in Badhofgastein auf den Perkussionisten Lucas Niggli: „Diese beiden sind ebenfalls noch nie in dieser Konstellation aufgetreten“, so Sepp Grabmaier. Der „Klangmaler am Klavier“ Antonio Faraó kommt mit seinem Trio. Die Sängerin und Performerin Erika Stucky bringt „bubbles & bangs“ mit, also blasendes und schlagendes: „Sie lässt sich immer einiges einfallen, um ihr Publikum in ihren Bann zu ziehen.“ Im Trio wird Erika Stucky „die Kammermusikverson von Popsongs“ bringen.
Hinter „a.a.r.a“ verbergen sich vier Digeridoo-Künstler, die im - inzwischen für sechshundert Personen ausgebauten - „Silver Bullet“ abgrooven werden: „Volxmusik und Avantdgarde-Folk-Pop.“ Zum längst ausverkauften Jazz-Brunch am letzten Tag (27.3.) im Hotel Helenenberg lädt heuer die Sängerin Simone Kopmajer mit ihrem Quartett, der Kehraus gehört der Brassband „Municipale Balcanica“ aus Süditalien mit dem Pianisten Livio Minafra.
Neben dem „Hauptprogramm“ in den Hotels und anderen Spielstätten, für das 1450 Karten aufgelegt wurden („Zwei Drittel davon sind schon verkauft oder reserviert“), wird es wieder Konzerte in den Schihütten der Region geben.
