Dem Teufel die Hand reichen
REPORTAGE / LAND-ART IM SEENLAND
05/10/10 Die Sonne schiebt ein paar Blätter beiseite und schaut neugierig auf die bunten Gestalten, die sich zwischen Wasser und Bäumen tummeln: Der Teufelsgraben heißt seine Besucher willkommen. Die LandArt-Künstler Frank Nordiek und Wolfgang Buntrock leiteten den vom Kulturverein Kunstbox aus Seekirchen organisierten Workshop.
Des Teufels Umhang, der Frühnebel, hängt noch in Fetzen zwischen den Bäumen. Die schwere Luft drückt die Feuchtigkeit auf Pflanzen, Moos und Erde. Eine Gruppe „Waldgeister“ entreißt der Märchenwelt ein paar Quadratmeter Boden. Gerade genug, um darauf selber ein Märchen entstehen zu lassen… Bereits zum vierten Mal fanden sich Outdoor-Künstler aus ganz Österreich im Salzburger Seenland ein, um ein Wochenende lang Natur und Kunst zu vereinen.
Die großen Vögel über dem Graben sind keine Falken oder Bussarde, sondern Raben – natürlich. Aus ihrem Blickwinkel entstehen Inseln aus Formen und Farbe im Gehölz: Eine riesengroße Wasserschlange räkelt sich auf den Steinen neben dem Bach, bewacht von zwei blutroten Händen. Wasserwesen bauen eine Siedlung auf einer Sandbank – beschützt von Wasserläufen.
Eine Hand des Teufels steht mahnend über dem Graben, die knochigen Finger wie zur Drohung gegen den Himmel gereckt. Grüne Ringe tanzen über dem Wasser, ein feines Geflecht spiegelt sich auf der glänzenden Oberfläche. Irgendwo, fast unsichtbar für den Besucher, schlägt ein Pendel aus Steinen und Ranken in Richtung der geisterhaften Grabenbewohner aus.
Spiralen, steinerne Geometrie, Brücken, verlehmte Stämme, bei jedem Schritt gibt der Weg einen neuen Anblick frei. Aber nur jenen, die sich darauf einlassen, mit allen Sinnen zu „sehen“, eröffnen sich die vielen Details, um die sich das kleine Naturjuwel bereichert hat. So sehr haben die KünstlerInnen ihre Werke mit dem Wesen der Landschaft verbunden. Ein Pakt mit dem Teufel einmal anders...
Sechs Tage lang wurde der Teufelsgraben bei Seeham von den Workshopteilnehmer des Land-Art-Projekts „Kunst Raum Natur“ bespielt. Den ersten drei Tagen gehörte der Graben ganz den Schülerinnen und Schülern der 3c der Hauptschule Eugendorf: „Sie machten sich mit einer Leidenschaft ans Werk machten, die uns in Erstaunen versetztet hat“, so die Workshop Leiter Wolfgang Buntrock und Frank Nordiek (Atelier LandArt Hannover.
Anmutige Spiralen, kunstvolle Holzkonstruktionen, beeindruckende Grenzgänge zwischen Wasser und Stein – alles in mühevoller und zeitaufwändiger Kleinarbeit geschaffen: Von Kindern in einem Alter, von denen man gerne sagt, man braucht viel Geduld. Im Teufelsgraben war es umgekehrt...
Auch die Erwachsenen benahmen sich ordentlich während ihrer drei Tage. Buntrock und Nordiek führten die Teilnehmer (sehr viele davon schon zum zweiten und dritten Mal dabei) mit verschiedenen kreativen Übungen mit den Orten und Materialien des Grabens zusammen. Um ein paar wirksame Waldgeisterfallen zu bauen, nahm man sich zwei Stunden Zeit, damit die nächtlichen Vorkommnisse im Graben endlich ein Ende haben. Ob sie funktionieren, wird sich in den kommenden Nächten zeigen... (Kunstbox/Markus Weilch, Verena Fellinger)