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Fotoapparat und Zeichenstift

SAALFELDEN / NEXUS / ARNULF RAINER

10.02.2010 Im MdM waren in den vergangenen Monaten Frauenbildnisse von Arnulf Rainer zu sehen. - Nun zeigt man im Kunsthaus Nexus Saalfelden "Fotos Maltrechas".

Von Reinhard Kriechbaum

Da kommt einem sofort eine Werkserie in den Sinn, von der auch etwas in der Schau im MdM zu sehen war: "Haute Coiffure" sind Aktbilder, über die Arnulf Rainer Haare legte und die er dann nochmal fotografierte. Auch die zarten gezeichneten Linien der "Fotos Maltrechas" lassen zeitweise an Haargespinste denken.

Arnulf Rainer fotografiert in letzter Zeit gerne selbst, ganz "altmodisch" in Analogtechnik. "Schon beim Fotografieren geschieht eine Umwandlung in eine spezifische Aura", hat er dazu unlängst in Salzburg erklärt, mit Folien oder Farbfiltern. Also auch auf eine Art, wie Fotografen schon früher Motive verfremdet haben. Und dann also wird übermalt, oder im Fall der "Fotos Maltrechas": dazu gezeichnet.

Seit fast einem Jahrzehnt verbringt Arnulf Rainer die Wintermonate in Süd-Teneriffa. Das zu dieser Jahreszeit milde Klima dort hat ihn zu meditativ-poetischen Bildkompositionen inspiriert. Die Fotos, auf Papier appliziert, sind kaum postkartengroß – und damit schließt sich ein Kreis, denn graphisch überarbeitete Postkarten hat Rainer schon in seiner Jugend an Freunde verschickt. Die Postkarte hat ihn auch fürderhin immer wieder beschäftigt. So waren beispielsweise im MdM in einer Vitrine "Cartes postales" mit erotischen Motiven zu sehen, die er in den siebziger Jahren übermalt hat.

Das Linienspiel auf diesen kleinen Arbeiten ungefähr im DIN A4-Format will Arnulf Rainer als "Écriture automatique" verstanden wissen. Manchmal schleichen sich aber auch echte Wörter ein, nicht nur in der Signatur. Was das Verhältnis zwischen Fotografie und Zeichnung angeht, schreibt die Kunstwissenschafterin Barbara Catoir: "Mit dem Strich attackiert Rainer nicht mehr, noch verhüllt, überdeckt und verdunkelt er. Kein Duellieren, keine Misch- und Trennkunst … das Skripturale hat sein eigenes Spielfeld. Die Linie umspielt und umwirbt jetzt das, was ihr entgegengesetzt ist: die Fotografie, die durch die Zeichnung in Schwingung versetzt wird.

Bis 20. März im Kunsthaus Nexus, Do-Sa 17-20 Uhr, oder nach telefonischer Vereinbarung. - kunsthausnexus.com, Tel. 06582 / 74 9 63
Bilder: Kunsthaus Nexus

 

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