Gedichte haben auch auf einem Bierdeckel Platz
TAURISKA / LITERATUR FINDET LAND
23/06/21 Zum dritten Mal veranstaltete TAURISKA das Festival Literatur findet Land. Am Eröffnungsabend (17.6.) reflektierte Ines Schütz, Intendantin der Rauriser Literaturtage, die Klischees von Stadt und Land – ein Thema, das sich auch in der langen Tradition der Rauriser Literaturtage spiegelt.
Abgerundet wurde der Abend durch die Pinzgauer Autorin Susanne Rasser, die zeitkritische Gedichte vortrug, und durch die eigenwilligen musikalischen Beiträge von Jörg Zemmler. Der vielfältig tätige Südtiroler Autor gewann als Musiker etwa den Protest-Songcontest.
Der Lesereigen begann mit Heinz Janisch: Zu Gast waren die Kinder der VS Neukirchen, die Heinz Janisch sichtlich überraschten, weil die Kinder so viele seiner Bücher schon kannten. Danach war das BORG Mittersill an der Reihe. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich mit Texten des syrischen Autors Hamed Abboud auseinander gesetzt. Nach einer arabischen und einer deutschsprachigen Lesung aus seinem Werk stellte sich Abboud den interessierten Fragen der Jugendlichen.
Am Pavillon präsentierte der Südtiroler Jörg Zemmler erstmals öffentlich seine im kommenden Jahr erscheinende Sammlung anarchistischer Liebeslyrik und begleitete sich dabei selbst auf der E-Gitarre. Danach ging es im Gastgarten des Gasthofs Pferdestall weiter: Nach einer Einführung durch Petra Piuk las der gebürtige Waldviertler Martin Peichl Texte aus seinen beiden Büchern. Das Publikum freute sich über besondere Souvenirs: Kurzgedichte, vom Autor auf Bierdeckel geschrieben. Die Freitag-Lesungen beschloss Karin Peschka.
Tags darauf zuerst eine Lyrikmatinée am Berg: Lydia Steinbacher, Hermann Niklas und Maria Seisenbacher boten, gemeinsam mit dem Bassisten Josef Wagner, ein Programm, das exklusiv für Literatur findet Land produziert wurde. Sie lasen Auszüge aus ihren Gedichtbänden, die sich mit der Ausgesetztheit des Menschen in der Natur auseinandersetzten. Mit Blick auf das Berg-Panorama des Nationalparks Hohe Tauern war das ein eindrückliches Erlebnis für die Zuhörerschar.
Samstag Nachmittag im Kammerlanderstall eine Kooperation zwischen Literaturfest Salzburg und dem Toihaus: Mirjam Klebel, Nicola Schößler und Ben Lageder zeigten ihre performative Interpretation des Romans Die Infantin trägt den Scheitel links von Helena Adler. Dies erstmals im Beisein der Autorin, die danach aus ihrem Roman las und mit dem Festival-Intendanten Florian Gantner über ihre Arbeit sprach. Schließlich las noch der böse Kommentator des Zeitgeists, Antonio Fian, aus seinem reichhaltigen Werk. Am Ende stellte er sich den Fragen seines Kollegen und Bewunderers Christian Futscher, der dem Festival als Literaturpate vorstand.
Das Festival schloss mit einer Lesung des Salzburger Autors Walter Müller. Auf der Gitarre begleiteten ihn junge Musikum-Schülerinnen aus Neukirchen und Krimml. Eine gute Nachricht: Auch 2022 kommen wieder hochkarätige Autorinnen und Autoren nach Neukirchen am Großvenediger. (Tauriska)