Wo das Lied der Lieder entstanden ist
OBERNDORF / STILLE-NACHT-MUSEUM
18/11/16 Die Gedenkkapelle auf einem Grashügel im Stille-Nacht-Bezirk in Oberndorf steht seltsam kahl da. Die Fichten, die wie zum Schutz um sie herumstanden, sind beseitigt worden. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Haus am Stille-Nacht-Platz Nummer 5, das am Samstag als neues Stille-Nacht-Museum eröffnet wird.
Von Werner Thuswaldner
In diesem Haus, das Mesnerhaus genannt wurde, hat Joseph Mohr, als er von 1817 bis 1819 in Oberndorf lebte, gewohnt. Es war damals nur zwei Geschosse hoch, der Grundriss war kleiner. 1850 wurde es vergrößert und als Schule genutzt. Später wurde es in Wohnungen aufgeteilt und seit etlichen Jahren stand das Haus leer. Die Substanz war denkbar schlecht. Oftmaliges Hochwasser hatte dem Bau zugesetzt.
Nun wurde das Haus in ein Museum umgewandelt. Es dokumentiert vor allem die Geschichte der Entstehung und Verbreitung des Lieds „Stille Nacht! Heilige“ zu Weihnachten 1818 in der Oberndorfer Kirche St. Nikola uraufgeführt worden ist. Einen Schwerpunkt bildet die Bedeutung der Salzachschiffer, die in Oberndorf lebten und die harte Arbeit des Salztransports auf der Salzach betrieben. Oberndorf war zu dieser Zeit lediglich ein Vorort der Stadt Laufen, wo die wohlhabenden Transportunternehmer wohnten.
Joseph Mohr war 1817 als Hilfspriester nach Oberndorf gekommen. Der Ort war im Jahr zuvor durch eine neue Grenzziehung von der Stadt Laufen abgetrennt worden. Es musste eine eigene Pfarre eingerichtet werden. Hier traf der Hilfspriester den Lehrer Franz Xaver Gruber, der im Nachbarort Arnsdorf lebte und in Oberndorf den Orgeldienst versah.
Das leerstehende Mesnerhaus in Oberndorf hatte zuletzt einen trostlosen Eindruck gemacht. Unter der sorgsamen Leitung der Architektin Heide Mühlfellner ist eine beachtenswerte Revitalisierung gelungen. Nicht nur das äußere Altrosa erscheint nun frischer, das gesamten Innenleben wurde umgestaltet. Der Denkmalschutz und vor allem die Anforderungen des Hochwasserschutzes stellten gravierende Anforderungen an die Planung.
Im Untergeschoss befindet sich nun ein Museumsshop – das Angebot kommt leider nicht ohne eine Fülle von Kitsch aus – samt einem kleinen Aufenthaltsraum (Cafe) und der Garderobe. Im ersten und zweiten Geschoss sind die Ausstellungsräume. Man kann sie nicht großzügig nennen, weil die Raumdimensionen Großzügigkeit nicht zulassen. Durch geschickte Einrichtung – Nutzung elektronischer Darstellungsweisen, Hörstationen – ist aber das Beste daraus gemacht worden.
Der Dachboden, wo die Sparren sichtbar sind, dient als Vortragssaal. An das Gebäude wurde ein Lift angebaut.
Der hinter dem Gebäude liegende Freiraum ist gegen die Nachbarschaft durch hohe Betonwände abgegrenzt, um, wie es heißt, niemanden zu stören. Ein wenig befremdlich mutet es an, dass mitten in diesem Freiraum eine Pappfigur des aus Oberndorf stammenden Philosophen Leopold Kohr (1909-1994) steht. Für ihn müsste sich in der Stadt wohl ein eigener Gedenkort finden.
Trotz der gegebenen Einschränkungen hat das Stille-Nacht-Lied hier nun einen würdigen Erinnerungsort, der sich den vielen Touristen aus aller Welt nun zeigen kann.
Wiedereröffnung am Samstag (19.11.) um 10 Uhr. Öffnungszeiten Do–So und Feiertage von 10–18 Uhr, im Juli und August sowie von Adventbeginn bis Hl. Drei Könige täglich 10–18 Uhr – stillenacht-oberndorf.com; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bilder: Tourismusverband Oberndorf / Georg Strobl
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