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Eine Gitarre schießt nicht scharf

SAALFELDEN / ORTUNG

25/08/16 Zum zweiten Mal ist Saalfelden Austragungsort des Künstlersymposions „Ortung“. Am Montag (22.8.) ging es los. Interdisziplinär ist keine Übertreibung für die Künstlerschar, die da im Oberpinzgau zusammenkommt.

War im Vorjahr der Kontakt zu den in Stuhlfelden lebenden Asylwerbern ein Impuls zu künstlerischer Intervention, wird es heuer die Teilnahme der syrischen, zurzeit in Beirut lebenden Künstlerin Diala Brisly sein. Diala Brisly über die Situation der Kunst in Syrien: „Wer seine Meinung sagt oder über Kunst ausdrückt, tut das unter einem Pseudonym, weil es sonst zu gefährlich ist.“ Es gebe auch noch ein paar Ausstellungen, doch könne man das nicht mit früher vergleichen. „Für die meisten Menschen in Syrien hat Kunst derzeit keine Priorität. Das ist eher ein Luxus“, klagt Diala Brisly. „Eine Ausnahme ist die kleine Stadt Kafranbel. Dort gibt es noch ein Theater und ein Kulturzentrum. Die Künstler nutzen die Kunst auch als Botschaft für die Leute außerhalb Syriens, wo es der syrischen Kunstszene sogar besser als zuvor geht.“

Diala Brisly ist 2013 aus Syrien geflohen, aber sie hat dort noch einen Namen. Zum Beispiel illustriert sie für ein Kindermagazin, das noch im Land gedruckt wird. Malerin und Illustratorin greift zu kurz, Diala Brisly beschäftigt sich auch mit Animation, Experimentalfilm und sogar mit Kunsttherapie.

Da erzählt sie von einer Begebenheit,als sie noch in Syrien lebte: Ein Mädchen sei gekommen und habe für Kinder gespielt, aber eines von denen habe zu schreien bekommen. Es dachte, das Ding im Gitarrenkasten sei eine Waffe. „Es dauerte Stunden, um den Buben zu beruhigen und ihm zu erklären, dass es bloß ein Musikinstrument ist.“

Eine buntscheckige Schar kommt zusammen: Karl Baumann (Österreich/USA) ist Tänzer, Akrobat und Choreograph, Kathrin Grenzdörffer (Deutschland) ist Musikerin und Klangkünstlerin. Dazu noch der Performancekünstler Thomas Hörl (Österreich),
 die Medienkünstlerin Maria Morschitzky (Österreich) und die Schriftstellerin Julya Rabinowich. Dazukommt noch als Gast aus Japan die Tänzerin und Choreographin Toshiko Oka, die für eine Performance von der Kleidungs-Künstlerin Flora Miranda (Belgien/Österreich) eingekleidetwird.

Nicht nach einem Ergebnis wird gefragt, sondern nach dem, was zwischen den Künstlerinnen und Künstlern wächst – um den Dialog, die Neugier, die im günstigsten Fall dazu führt, dass Ideen wechselseitig aufgegriffen und weitergedacht werden. Ein „Symposion“ eben, wobei man das Wort nicht unbedingt im ursprünglichen, altgriechischen Sinn nehmen sollte. Es bedeutete ursprünglich nämlich „gemeinsames, geselliges Trinken“. Aber natürlich: Das frohe Miteinander darf auch bei einem Künstlersymposion nicht zu kurz kommen.

Es gebe jedenfalls „keinerlei thematische Vorgaben, keine Verpflichtung zu künstlerischer Produktion“,versichert der Leiter des „Ortung“, Wolfgang Seierl. „Die verschiedene künstlerische Disziplinen, Generationen und Nationalitäten und der kleine Ort Stuhlfelden sind der Kontext, in dem Kommunikation und (Zusammen-) Arbeit, also Gemeinschaft entstehen wird.“ Oszillation ist ein schönes Wort, das er in dem Zusammenhang gebraucht.

„open fields“ sind so etwas wie Stunden der offenen Türen: Solche gibt es am 27. August, 3. September und 10. September zwischen 15 und 18 Uhr, Treffpunkt Pension Platzhaus, Stuhlfelden 20. An mehreren Abenden gibt es auch Abendveranstaltungen. Am 27. August tanzt Toshiko Oka, am 3. September musiziert Muamer Kebic (Bosnien Herzegowina) BIH) mit einheimischen Musikern und Flüchtlingen. (Ortung/dpk-krie)

Die Ortung dauert bis 11. September – www.ortungstuhlfelden.at
Bilder: Ortung

 

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