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Mozarts Geist aus Vitus' Laptop

NEU IM KINO / ZAPPING-ALIEN@MOZART-BALLS

24/01/12 Eine Mozart-Sichtung über der Basilika von Caacupé, fünfzig Kilometer östlich von Asunción: Wie die Mozartgemeinde Paraguay nach Salzburg gemeldet hat, zeigte sich der Geist Mozarts - er trug eine vergrößerte Kopie des „Festkleides“ das Kaiserin Maria Theresia dem Knaben Wolfgang 1762 geschenkt hatte - zehn Sekunden lang hunderttausenden Pilgern.

Von Heidemarie Klabacher

altAuf diesem Zwischenfall, der der Mozart-Biographieforschung auf Jahrzehnte hinaus neues Material beschert, basiert der Film „Zapping-Alien@Mozart-Balls“ von Vitus Zeplichal. Nicht nur Mozarts Geist - um den Verehrten zu schützen, führte der Regisseur die fiktive Figur des Alien Ali ein - ist zu sehen.

altAuch die Creme der Österreichischen und Salzburg’schen Schauspielzunft wirkt mit. Dass einige von ihnen gecastet wurden, obwohl sie bereits verstorben sind - wie etwa Georg Schuchter, Herbert Fuchs oder Götz Kaufmann - ist keine Verunglimpfung, sondern eine Verbeugung.

altHelmut Berger als geheimnisvoll elegant gefährlicher Fädenzieher, Karl Merkatz als visionär schrulliger Erfinder mit Hang zum Extraterrestrischen, Julia Gschnitzer als zauberhafte Alt-Achtundsechzigerin, Werner Friedl als Gefängniswärter - ausnahmsweise Nicht-Frosch, Susane Schäfer als knallharte Schönheit Mary/Marylin, Laura als Mrs. Devil: Mit ihnen allen entfesselt Regisseur Vitus Zeplichal, mit sich selbst in der Rolle eines abgehausten Webdesingers, ein wahres Unfugs-Pandämonium. Nicht Teufels Großmutter, sondern dessen Ehefrau spielt dabei eine treibende Rolle.

altDer Auftrag von Mrs. Devil, ein interaktives Computerspiel zur sublimen Förderung des Drogenkonsums zu entwickeln, hat Joe alias 00X alias George I. nichts als einen Haufen Ärger eingebracht. Alien Ali - süchtig nach Mozart und nach der Droge Peps - ist jedenfalls nicht der einzige, der auf Mausklick nicht immer so reagiert, wie sein Schöpfer es erwartet. Im übrigen ist man mit dem Web.02 schon recht weit.

altGeheimnisvolle Zitate aus dem Film Noir, schrille Experimenalfilm-Einsprengsel, genial boshaft eingeschnittene Szenen aus Klassikern des Österreichischen Films, dokumentarfilmartige Szenen vom Kapuzinerberg: Es ist nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch und filmtechnisch ein Pandämonium, das Vitus Zeplichal entfesselt. Dabei habe er nur einen „Spielfilm mit Experimentalfilmsequenzen“ machen wollen, so der Regisseur vor der Pressepräsentation im Salzburger Filmkulturzentrum "Das Kino".

altUnd wie ist der Film jetzt?

Urkomisch. Immer wieder überraschend. Schräg. Schrill. Macht Lust zum Dechiffrieren (Was war das nur für ein Film, kenn ich, kenn ich doch…). Erfreut mit subtiler Mozartkenntnis bei gleichzeitig größter Zurückhaltung Mozarts Leben und Werk betrefrend. Erfrischt mit Respektlosigkeit. Fasziniert mit Eleganz. Hat das Zeug zum Kultfilm. Ist nur - ganz ehrlich gesagt - mit zwei Stunden einfach zu lang geraten. Selbst die genial-schrägen Volten beginnen nach eineinhalb Stunden doch ein wenig zu ermüden.

Bilder: www.zapping-alien.mozart-balls.com

 

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