Leider sehr wahre Geschichten
FILM / DESERTEUR!
17/04/12 Der Kinofilm „Deserteur!“ von Gabriele Neudecker hat am 27. April seine Österreich-Premiere beim Filmfestival „Crossing Europe“ in Linz. Der Streifen mit dem internationalen Titel „Glorious Deserter“ wurde erst Anfang April in Paris uraufgeführt und zum „Prix Anna Politkovskaia“ für die mutigste Filmdokumentation nominiert.
Die Deutschlandpremiere von „Deserteur!“ findet wenig später beim Dok.Fest München (2. bis 9. Mai) statt. Mehr als drei Jahre hat Gabriele Neudecker an Recherchen, Film und dem Kunstprojekt „Mobiles Denkmal für den unbekannten Deserteur“ gearbeitet.
Dieses erste Denkmal für Deserteure in Österreich wird auch anlässlich der Filmpremiere in Linz aufgestellt. Das mobile Denkmal für den unbekannten Deserteur ist mit Original-Zitaten von Deserteuren der Wehrmacht und heutigen Deserteuren (z.B. Syrien) bestückt. Der Betrachter spiegelt sich im Denkmal und sieht sich selber.
Studentinnen und Studenten begleiten die Aktion und stehen für Diskussionen mit Passanten oder Publikum zur Verfügung. Diese Kunstinitiative der Drehbuchwerkstatt und ist ein Preisträgerprojekt der Tiroler Kulturinitiative. Im Vorjahr war das „Mobile Denkmal für den unbekannten Deserteur“ an mehreren Orten in Tirol zu sehen. Auf das Reizthema „Deserteur“ ist Verlass. In den letzten Tagen seien „vermehrt Droh- und Hassbriefe aus rechten Kreisen aus dem Raum Linz an unsere Drehbuchwerkstatt“ gegangen, heißt es. Umso mehr freue man sich, das Kunstobjekt nun ausgerechnet in Linz herzeigen zu können.
Der Film „Deserteur!“ wurde im Rahmen der Förderschiene „Wahre Landschaft“ auch vom Land Salzburg unterstützt. In den abendfüllenden Kinofilm lässt Gabriele Neudecker einen Bauern, einen Ministranten, einen Koch und einen Schweinezüchter ihre wahren Geschichten über Widerstand, Verweigerung und Desertion aus der Wehrmacht erzählen: „Mutige junge Männer zwischen individueller Freiheit, traumatischen Erinnerungen und gesellschaftlicher Ausgrenzung im Hungerwinter 1946.“ Der Streifen sprenge die Grenzen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm und „entwirft ein intensives und eindrucksvolles Bild der letzten, vergessenen Opfer der Nazis“, so die Regisseurin. (Drehbuchwerkstatt/dpk)
