Ein Sprung ganz weit nach oben
IM PORTRÄT / MIRGA GRAŽINYTĖ-TYLA
04/02/16 Ein ansehnlicher Karriereschritt für die Opernchefin des Salzburger Landestheaters: Die erst 29jährige Mirga Gražinytė-Tyla wird heuer im September Chefdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra. Sie folgt dort auf Andris Nelsons.
„Wir könnenn es schon nicht erwarten, mit ihr Musik zu machen“, zitiert man den Orchestermanager Stephen Maddock auf der Homepage des Orchesters. Seit 2015 ist Mirga Gražinytė-Tyla Musikdirektorin des Salzburger Landestheaters. Ihr Vertrag in Salzburg läuft bis Ende der Spielzeit 2016/2017, also noch anderthalb Jahre. Der Vertrag beim City of Birmingham wurde vorerst für drei Jahre unterschrieben.
Nicht, dass die junge Musikerin aus Litauen sonst unterbeschäftigt wäre: Nachdem sie 2012 „Young Conductors Award“ der Festspiele bekommen hatte, war sie ja auch Dudamel Fellow beim Los Angeles Philharmonic Orchestra. Seit 2014/15 ist sie dort „Assistant Conductor“ und wird ab kommender Saison den Titel „Associate Conductor“ tragen (Gustavo Dudamel ist dort der Chef).
Sie habe sich in den zwei Konzerten und beim Probedirigieren im CBSO Centre und in der Symphony Hall in Birmingham „so wohl gefühlt“, dass sie schon darauf brenne „loszulegen und diese beiden Orte auch meine Heimat nennen zu können“. So zitiert man sie auf der Homepage. Es wäre nicht Mirga Gražinytė-Tyla, wenn sie nicht auch aufs Chorwesen dort schielte: Sie freue sich auf die Arbeit „mit den herausragenden Chören unter der Leitung von Simon Halsey“.
Die in Litauen stammende Dirigentin, hineingeboren in eine Musikerfamilie in Vilnius, studierte Chor- und Orchesterdirigieren an der Grazer Musikuniversität. Anschließend vertiefte sie ihre Studien am Konservatorium in Bologna, an der Musikhochschule Leipzig und an der Zürcher Hochschule der Künste. 2009 wurde Mirga Gražinytė-Tyla in das Dirigentenforum des Deutschen Musikrates aufgenommen. Sie war bei weitem kein unbeschriebenes Blatt, als sie bei den Festspielen 2012 den Young Conductor's Award zugesprochen bekam. Kapellmeister-Positionen hatte sie in Heidelberg und Bern, bevor sie als Opernchefin ans Salzburger Landestheater kam.
„Sie wollen eines der weltbesten Orchester sein und ihr Teamgeist hilft ihnen dabei, eben dieses Ziel zu erreichen“, sagt die Dirigentin über die Musiker des CBSO. Orchester-Manager Stephen Maddock weist darauf hin, dass das CBSO bekannt dafür sei, „brillante junge Dirigententalente für sich zu entdecken.“ Sir Simon Rattle war erst 25, als er in Birmingham zum Chefdirigenten gekürt wurde. Er blieb es 18 Jahre lang. Das war die Zeit, als dieses Orchester auch erstmals international wahrgenommen wurde. Nachdem Rattle zu den Berliner Philharmonikern gewechselt war, wurde in Birmingham Sakari Oramo, damals 30 Jahre alt, sein Nachfolger. Er leitet unterdessen das BBC Symphony Orchestra. Andris Nelsons war bei seiner Ernennung 28 Jahre alt, seine neuen Stationen sind die Boston Symphony und das Gewandhausorchester Leipzig.
(Landestheater / CBSO / dpk-krie)