Gute, böse und immer interessante Menschen
IM PORTRÄT / TOBIAS MORETTI
12/02/15 Zum achten Mal wird zum Auftakt des Filmfestivals (17. bis 22. März) der Große Diagonale-Schauspielpreis für Verdienste um die österreichische Filmkultur vergeben. Heuer ist Tobias Moretti der Preisträger.
„Es gibt weder gute noch schlechte Menschen, nur interessante“, hat Tobias Moretti einmal in einem Interview erklärt. Interessante, facettenreiche Charaktere hat Moretti in einer schier unüberblickbaren Vielzahl an Filmen verkörpert und es dank seiner virtuosen darstellerischen Fähigkeiten und seines Charismas immer wieder aufs Neue verstanden, seinen Figuren Profil und zugleich Tiefe zu verleihen. Tobias Moretti zählt heute zu den beliebtesten und gefragtesten deutschsprachigen Schauspielern.
Tobias Moretti, geborben 1959 in Gries am Brenner in Tirol, wechselte nach einem Kompositionsstudium in Wien an die Otto-Falckenberg-Schauspielschule nach München. Nach seiner Ausbildung trat er als festes Ensemblemitglied des Bayerischen Staatsschauspiels und der Münchner Kammerspiele vorerst als Theaterschauspieler in Erscheinung. Seit Ende der 1980er-Jahre war Moretti auch in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen.
In der Fernsehserie Piefke-Saga (1990) spielte er den Tiroler Bauernburschen Joe. Einem breiten Publikum wurde er mit der Krimiserie Kommissar Rex (1994–97) bekannt. Es folgten bemerkenswerte Auftritte in TV-Produktionen wie Das ewige Lied (1997), Bergkristall (1998), Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker (2001), Andreas Hofer – Die Freiheit des Adlers (2002) und in Urs Eggers Henning Mankell-Verfilmung Die Rückkehr des Tanzlehrers (2004).
1999 drehte Moretti Todfeinde unter der Regie von Oliver Hirschbiegel. Im selben Jahr spielte er in Dominik Grafs Deine besten Jahre. Im TV-Dokudrama Speer und Er (2005) verkörperte Moretti Adolf Hitler. In Oskar Roehlers kontrovers diskutiertem Film Jud Süß – Film ohne Gewissen war er ein Jahr später in der Rolle des Schauspielers Ferdinand Marian zu erleben, der im NS-Propagandastreifen Jud Süß die Hauptrolle gespielt hatte. Viel Beachtung fand zuletzt Morettis grandioser Auftritt in Andreas Prochaskas mehrfach prämiertem Alpenwestern Das finstere Tal (2014).
Auf der diesjährigen Diagonale wird Tobias Moretti gleich in zwei Festivalbeiträgen zu sehen sein. In David Rühms Komödie Der Vampir auf der Couch gibt der Tiroler einen Vampir, der seiner Frau und seines Lebens nach 400 Ehejahren überdrüssig ist und bei Sigmund Freud auf der Couch landet. Und in Das ewige Leben brilliert Moretti an der Seite von Josef Hader in Wolfgang Murnbergers vierter Verfilmung eines Wolf Haas-Romans als von seiner Vergangenheit verfolgter Brigadier Aschenbrenner. (Diagonale)