Brutstätte für die Kreativität
IM PORTRÄT / HILDEGUND AMANSHAUSER
25/08/20 Hildegund Amanshauser beendet ihre Tätigkeit als Leiterin der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst. Elf Jahre lang kamen von ihr Plädoyers für die Grenzenlosigkeit der Kunst.
Von Werner Thuswaldner
Als Hildegund Amanshauser 2009 die Leitung der Sommerakademie für Bildende Kunst übernahm, war ihr bewußt, wie fordernd die Aufgabe sein würde. Es galt, eine langjährige Tradition weiterzuführen, einen guten internationalen Ruf zu vereidigen und im härter gewordenen Wettbewerb ähnlicher Einrichtungen zu bestehen. Mit dem spektakulären Standort der Akademie, auf der Festung Hohensalzburg allein zu punkten, genügte schon lang nicht mehr. Sie setzte damit an, das Programm zu straffen und die Professionalität zu forcieren.
Ein internationales Netzwerk war unerlässlich, um an vorderster Stelle international Entwicklungen in der Kunst aufnehmen zu können und mit einem eigenen Lehrangebot auf sie zu reagieren. Die neuen Medien gewannen weiter an Bedeutung. Es zeigte sich, dass es neben der Langform der Kurse von bis zu fünf Wochen, auch kürzere Lehrgänge geben musste. Auf einen stetigen Wechsel im Kreis der Lehrenden wurde Wert gelegt.
Internationalisierung genügte Hildegund Amanshauser nicht. Sogar er Begriff „Globalisierung“ war ihr zu schwach. Sie sprach von „Planetarisierung“. Die Grenzenlosigkeit der Kunst spiegelte sich im Kursprogramm, aber zugleich auch eine Neigung zur Ursprünglichkeit in anderen Kulturen. Die Miniaturmalerei war dafür ein Beispiel, aber auch der elementare bewährte Kurs der Steinbildhauer am Fuß des Untersbergs. Ständige Veränderungen im Bereich der Lehrenden war ein Prinzip.
Hildegund Amanshauser spricht von der nötigen starken Stützung durch die Politik, so dass die Finanzierung in all den Jahren weitgehend gesichert war. Eine Vielfalt von Stipendien ermöglichte Interessenten aus aller Welt die Teilnahme an der Sommerakademie. Sie dient manchen als Vorbereitung auf ein Kunststudium. Aber auch fortgeschrittene Kunststudierende nützen den Sommer dazu, um von bestimmten Lehrenden Impulse zu bekommen.
Wie für viele andere erwies sich auch für die Sommerakademie die Pandemie in diesem Jahr als ernsthafte Bedrohung. Eine Absage wurde überlegt. Mit der ihr innewohnenden Kreativität gelang es der Akademie, die Virus-Krise in eine Chance umzuwandeln. Ein begeisterndes Brainstorming setzte ein und binnen kurzer Zeit wurden neue Formen des Kunststudiums entwickelt. Viel Neues wurde durch die Digitalisierung möglich und bewährte sich in der Praxis so gut, dass es in Zukunft beibehalten werden wird. So etwa hätten zwei Lehrende aus Beirut unter normalen Umständen aus dem Chaos ihrer Stadt niemals teilnehmen können, das Internet aber machte es möglich.
Nach ergiebigen Jahren kann Hildegund Amanshauser auf ihre Arbeit für die Sommerakademie mit großer Befriedigung zurückblicken, weil sie eine Institution mit sehr guten, intakten Zukunftsaussichten hinterlässt.