In der Lithographie so recht daheim
TODESFALL / ANTON DRIOLI
01/08/20 Zu seinem sechzigsten Geburtstag war im „Kunstfehler“ über Anton Drioli zu lesen, er sei einer „der sich immer Mühe gegeben hat, dass man ihn unterschätze“. Das ist ihm nicht nur in Salzburg gelungen. Nun ist der Salzburger Maler und Graphiker im Alter von 76 Jahren verstorben.
Von Reinhard Kriechbaum
Irgendwie war er tatsächlich längere Zeit schon der Wahrnehmung in der Kunstszene entschwunden. Das Internet aber hat ein gutes Gedächtnis, und so findet man im „Kunstfehler“-Archiv (die Zeitschrift der ARGEkultur wurde schon 2007 eingestellt) eine nette Geschichte zu Anton Drioli: „In seiner Jugend präsentierte er in Salzburg als erster die internationalen Avantgardisten Johnny Gallo, Max Mattone und Aurelia Waasa, von denen er erst dreißig Jahre später einräumte, dass er sie erfunden und alle Bilder der Ausstellung selber gemalt hatte.“
Es war tatsächlich so, dass der 1943 in Salzburg geborene Anton Drioli sein Licht oft unter den Schemel stellte. Immerhin war er ein weitum, auch im Ausland angesehener Lithographie-Spezialist. Vor allem für die Arbeit mit Solnhofer Schieferstein hatte er Expertise wie wenige andere. Zwar war die druckgraphische Werkstätte im Traklhaus schon 1954 von Kurt Beck und Slavi Soucek gegründet worden, aber es waren dann Leute wie Drioli, Werner Otte, Rudolf Hradil und Herbert Breiter, die diese Werkstätte so recht in Betrieb brachten.
Anton Drioli begann erst allmählich eigenständig als Künstler hervorzutreten, als Lithograph und Maler. Er war immer unangepasst, querständig. Längere und kürzere Auslandsaufenthalte (Italien, New York, Polen oder Türkei) öffneten seinen Horizont für verschiedenste Ausdruckmöglichkeiten. Für seine rund zwei mal zwei Meter große „Hellbrunn“-Wand“, für die er Lithographie, Holschnitt und Radierung zusammen brachte und in die er sogar ein historisches Blatt von Anton Danreiter integrierte, bekam Drioli 1991 sogar eine Auszeichnung bei der Graphik-Binneale in Krakau.
Einige Male leitete Anton Drioli Graphik-Klassen an der Internationalen Sommerakademie auf der Festung. Seine guten internationalen Kontakte, vor allem auch zu jungen Künstlerinnen und Künstlern, kamen immer wieder der über drei Jahrzehnte bestehenden Initiative „Artists in Residence“ der Stadt Salzburg zugute. 1990 war er Slavi-Soucek-Preisträger des Landes Salzburg.
War es Ironie oder doch eher Kompliment, dass im „Kunstfehler“ zum Sechziger über Anton Drioli zu lesen war: „Heute malt er so altmeisterlich, dass es denen, die noch immer den Gallo, Mattone und Waasa (also jenen vermeintlichen Avantgardisten, deren Namen Drioli einst erfunden hatte, Anm.) hinterherhetzen, ganz fürchterlich graut.“