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Geliebt und verdächtigt als Klassiker der Moderne

TODESFALL / KRZYSZTOF PENDERECKI

29/03/20 Nein, nicht das Corona-Virus. Die Pest herrscht dort, wo sich mitten im Karneval eine Gesellschaft zum Festmahl trifft. Nach und nach werden alle hinweg gerafft, bis auf einen. Der Schöpfer der Oper Die schwarze Maske, 1986 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, ist heute Sonntag (29.3.) im Alter von 86 Jahren in Krakau gestorben.

Von Reinhard Kriechbaum

2018, als er seinen 85. Geburtstag feierte, war der bis zuletzt umtriebige Altmeister aus Polen gleich mehrmals in Salzburg. Krzysztof Penderecki dirigierte damals eine Sonntagsmatinee des Mozarteumorchesters (das Foto unten entstand damals bei einer Probe). Im Sommer war er dann nochmals da und wurde gefeiert – bei der Ouvertüre spirituelle der Festspiele dirigierte nämlich Kent Nagano in der Kollegienkirche seine Lukaspassion.

Mit diesem groß dimensionierten geistlichen Werk hatte 1970 auch Pendereckis Präsenz bei den Salzburger Festspielen begonnen, in einem Konzert des RSO Wien unter Milan Horvat im Salzburger Dom. Für diesen Raum, zur 1200 Jahr-Feier, schrieb Penderecki 1974 das Magnificat für Bass-Solo, Vokalensemble, Doppelchor, Knabenstimmen und Orchester, eine Auftragskomposition der ORF. Für die Uraufführung im Rahmen der Festspiele trat er damals auch selbst ans Pult.

Natürlich waren bei den Festspielen auch andere Stücke zu hören, die Penderecki berühmt machten: etwa das den Opfern von Hiroshima gewidmete Stück Threnos für 52 Saiteninstrumente im Jahr 1976 oder zwei Jahre später zu einer Konzertsuite verdichtete Stücke aus Das verlorene Paradies, einer als „Sacra Rappresentazione“ bezeichneten Oper.

Dass der 1933 im polnischen Ort Dębica geborene Komponist über Jahrzehnte geradezu als Klassiker der zeitgenössischen Musik galt, hatte damit zu tun, dass er nicht bei der seriellen Kompositionstechnik (mit der er seinen Anfang nahm) verharrte. Gerade in der Ära der Postmoderne wussten Impresarii und das Publikum seine undogmatische Haltung zu schätzen, auch wenn er sich damit die Kritik von Hardlinern einhandelte: Der Komponist Helmut Lachenmann nannte Penderecki wegen seiner Hinwendung zur Tradition einmal „Penderadetzky“...

Musiker wussten hingegen Pendereckis Tonsprache zu schätzen. Für Mstislav Rostropovitch schrieb er sein Zweites Cellokonzert, Widmungsträger der beiden Violinkonzerte waren Isaac Stern und Anne-Sophie Mutter. Kaum eine Werkgattung, zu der er nicht beigetragen hätte. Ein Schwerpunkt liegt auf Kammermusik und sakralen Werken. Pendereckis Musik gilt jedenfalls als verständlich auch für größere Hörerkreise und spricht auch konservativeres Publikum an.

Das ist auch der Grund dafür, dass sich Filmregisseure gerne an Werken von Penderecki bedienten, von Stanley Kubrick und Andrzej Wajda. Musik von Penderecki diente als Soundtrack für die Horrorfilme Der Exorzist (1973), Shining (1980) oder Fearless – Jenseits der Angst (1993), aber etwa auch in Das Massaker von Katyn (2007) und Shutter Island (2010). Penderecki schrieb auch selbst Filmmusik, etwa für Die Handschrift von Saragossa (1965).

Pendereckis Partituren sind sogar attraktiv anzuschauen und waren Inhalt von Ausstellungen: Der Komponist machte verschiedene Klangfarben in unterschiedlichen Farben kenntlich, dadurch sind manche Handschriften ganz bunt. Krzysztof Penderecki war Kompositionsprofessor an der Musikakademie Krakau, er unterrichtete auch an der Folkwang-Hochschule in Essen und der Yale-Universität in den USA.

Bilder: Wikipedia / Adam Kumiszcza (1); Mozarteumorchester (1); Salzburger Festspiele / Bruno Fidrych (1)

 

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