Seine Sache: die angewandte Kulturpolitik
TODESFALL / PETER KRÖN
04/08/19 Seine Pensionierung als Leiter des Kulturamts der Salzburger Landesregierung liegt schon ewig zurück (1993), aber Hofrat Peter Krön, der am 30. Juli im Alter von 90 Jahren verstorben ist, war auch in den 25 Jahren seither immer viel mehr, als den man ihn über die Jahrzehnte stets wahrgenommen hat: als einen besonders fleißigen Besucher von Kulturveranstaltungen.
Von Reinhard Kriechbaum
Auch als Hochbetagter nämlich bekleidete er so manches Amt. Und interessiert, wie er an allem war, suchte er stets den Diskurs. Ein Pausenplauderei mit Hofrat Peter Krön war immer ergiebig, nicht zuletzt deshalb, weil er mit der Feinmechanik des Salzburger Kulturlebens wie wenige andere vertraut war.
Das hatte damit zu tun, dass der studierte Jurist Peter Krön 1970 in den Salzburger Landesdienst eintrat und schon im Jahr darauf zum Leiter der Abteilung 12 des Amtes der Salzburger Landesregierung bestellt wurde. Die war zuerst für Naturschutz und Kultur, dann für Kultur und Sport zuständig. Die Jahre zwischen 1971 und 1993 – die 22 „Chefjahre“ des Peter Krön – war so etwas wie die Gründerzeit der Salzburger Kultur, genauer gesagt: der sich zunehmend demokratisierenden und verjüngenden Kultur.
An diesem Vorgang war Peter Krön in vorderster Front beteilgt, als hellwacher und neugieriger Begleiter, als Mit-Diskutierer und Fürsprecher, kraft seines Amtes und der damit verbundenen Budgetmittel auch als konkreter Ermöglicher oder gar als Weichensteller. Da ging es in seinen ersten Amtsjahren zuerst um die in Salzburg ja äußerst zähflüssig in Gang kommende Emanzipation der Jugendkultur, die im Kulturgelände Nonntal (dem Vorläufer der ARGEkultur) schließlich ihren ersten institutionalisierten Platz fand. Auch die Elisabethbühne (jetzt: Schauspielhaus Salzburg) und das Filmkulturzentrum Das Kino waren solche Signal für einen Aufbruch, der dann Mitte der 1980er Jahre so recht in die Gänge kam: Vom Toihaus bis zum Rockhouse, vom Literaturhaus bis zum Kleinen Theater – all die „dezentralen Kulturzentren“ waren ja auch auf die Förderung seitens des Landes angewiesen und fanden in Hofrat Peter Krön, einem unermüdlichen Beobachter von allem, was im weiten Feld der Kultur an Neuem sich auftat, einen Mitkämpfer.
„Schwarz“ oder „rot“ waren in der angewandten Kulturpolitik, wie Peter Krön sie eben nicht nur vom Beamtenschreibtisch aus betrieben hat, Fremdwörter. Er hatte immer die Sache selbst im Auge und engagierte sich weit über das Beamten-Maß hinaus.
Als oberster Kulturbeamter war Krön involviert in die Gründung des Rupertinums, des Salzburger Freilichtmuseums, den Kauf und Ausbau des Petersbrunnhofs, und den Bau des Orchesterhauses für das Mozarteumorchester. In seine Amtszeit fiel die Beschlussfassung des ersten Salzburger Kulturförderungsgesetzes.
Hofrat Krön (den Titel trug er seit 1974) hat auch viel Grundlegendes auf Schiene gebracht: Zwei von ihm organisierte Urheberrechtskongresse mündeten in eine Novellierung des österreichischen Urheberrechtsgesetzes. Sein Entwurf des Kulturellen Leitbildes der ARGE ALP wurde von den Regierungschefs beschlossen.
Einer mit einem Horizont wie dem seinen legte nahe, ihm die Partnerschaft des Landes Salzburg mit der Republik Litauen anzuvertrauen (die ja über den Kulturaustausch begann). So wurde Krön schließlich Honorarkonsul der Republik Litauen und er leitete die Kommission des Europarates zur Evaluierung der litauischen Kulturpolitik.
Klar, dass sich manches (Ehren)Amt zu den Amtsgeschäften gesellte. Er wurde Mitglied des Kuratoriums der Internationalen Stiftung Mozarteum, Präsident des Salzburger Kunstvereins, der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, der Internationalen Paul-Hofhaymer-Gesellschaft für Alte und Neue Musik. Auch für den Kulturfonds der Salzburger Sparkasse baute man auf ihn als Kurator.
Sein erstes Aufgabenfeld in Salzburg war übrigens bei der Katholischen Aktion, deren Generalsekretär er war. Von 1969 bis 1971 moderierte er auch die TV-Serie „Orientierung“.