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Als Politiker noch Anti-Populisten waren

TODESFALL / HERBERT MORITZ

06/04/18 In der Bildungspolitik erntete er – von 1984 bis 1987 Unterrichtsminister – Protest aus der ÖVP wie auch der eigenen Partei für seine Idee, die Schulnoten abzuschaffen. Zum Tod von Herbert Moritz.

Weggefährten beschreiben Herbert Moritz als einen Anti-Populisten, der sich in all seinen Funktionen hauptsächlich als Kulturpolitiker verstand. Hatte er auch keinen erfolg mit seinem Vorstoß gegen die Schulnoten: Sein Ansinnen, die faschistische Vergangenheit Österreichs auch in den Geschichte-Schulbüchern zu verankern, konnte er umsetzen.

Herbert Moritz, 1927 in Salzburg geboren, begann unmittelbar nach dem Krieg seine journalistische Laufbahn in der Redaktion des Salzburger SPÖ-Organs „Demokratisches Volksblatt“ (später „Salzburger Tagblatt“), dem er ab 1965 auch als Chefredakteur vorstand. 1969 wechselte der promovierte Philosoph und „leidenschaftliche Journalist“ (als der er sich selbst beschrieb) die Seiten und wurde zum Salzburger Landesrat mit den Ressorts Kultur, Naturschutz, Landeshochbau und Soziales berufen. In dieser Funktion war er damals u. a. Geburtshelfer der Rauriser Literaturtage. „Hochkultur sollte nicht auf ein rein urbanes Publikum beschränkt bleiben“, so seine Prämisse. 1976 wurde Moritz zum Landeshauptmann-Stellvertreter mit den Ressorts Kultur, Sport und Gemeindeaufsicht gewählt, ab 1978 war er Landesparteivorsitzenden der Salzburger SPÖ.

Unter Kanzler Fred Sinowatz wurde Herbert Moritz 1984 Bundesminister für Unterricht, Kunst und Sport. Auch im ersten Kabinett von Franz Vranitzky behielt er diesen Posten, schied aber 1987 auf eigenen Wunsch aus. Er habe sich an Vranitzkys „neuer politischer Linie eines sozialdemokratischen Neo-Konservatismus“ gestoßen, schrieb er in seinen 2004 veröffentlichten Erinnerungen.

In Moritz' Amtszeit fallen Initiativen wie die Regierungsvorlage eines Kunstförderungsgesetzes und die verstärkte Förderung von Kunst im öffentlichen Raum, indem bei staatlichen Hochbauprojekten verpflichtend eine künstlerische Ausgestaltung vorgesehen wurde. 1987, im Jahre seines Ausscheidens aus der Bundespolitik, wurde Moritz als Vertreter des Bundes Mitglied des Kuratoriums der Salzburger Festspiele. Auch diese Funktion legte er allerdings am 2. Dezember 1994 zurück – aus Protest im Zusammenhang mit der Bestellung von Helga Rabl-Stadler zur Festspielpräsidentin. Langjährige Wegbegleiter schätzten Herbert Moritz ob seiner geradlinigen Art. Mit Mut hat er Standpunkte zu vertreten, welche den ewiggestrigen Mief die Stirn boten. Als Sportminister wollte Herbert Moritz alkoholische Getränke von Österreichs Fußballplätzen verbannt wissen. Das war eine ebenso utopische Forderung wie jene, Schulnoten abzuschaffen. (SPÖ Salzburg/dpk-krie)

Bild: SPÖ Salzburg

 

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