Wie der Frühbarock tönte
Von Reinhard Kriechbaum
Als Lehrer am Musischen Gymnasium ist er natürlich in der Hauptsache mit jungen Leuten beschäftigt (mit dem Mädchenchor hat er eben erst einen Preis beim Landesjugendsingen gewonnen). Und mit dem Landesjugendorchester lenkt Brandauer eine Einrichtung, die Musikschülern wertvolle Einblicke ins gemeinschaftliche Musizieren eröffnet. Daneben, so erzählt Brandauer im DrehPunktKultur-Gespräch, habe er das „starke Bedürfnis, auch wieder Alte Musik zu machen“. Und zwar auf einer professionellen Ebene.
Der Frühbarock lacht Brandauer an – und in diesem Bereich soll also der Schwerpunkt des neuen Ensembles „Anima e Passione“ liegen, das sich am Pfingstmontag erstmals in der Kollegienkirche vorstellt. „Ensemble“, nicht „Chor“ - diese Bezeichnung ist Norbert Brandauer wichtig. Es soll eine kleine Gruppe sein mit dem Anspruch an die mitwirkenden Sängerinnen und Sänger, „dass sie die Alte Musik wirklich lieben“. Und zur Liebe muss natürlich das technische Vermögen kommen, die Musik auch wirklich adäquat umzusetzen. „Gewünscht ist eine stabile Gruppe!, sagt Brandauer. „Ich habe nicht Lust, projektweise Leute zusammen zu telefonieren.“
Die Vokal-Szene boomt derzeit in Salzburg. Da drängt sich schon die Frage auf, wann das Boot voll ist, wowohl von den sängerischen ressourcen her als auch vom Publikumsinteresse. „Das wird die Praxis zeigen“, sagt Brandauer. Was die Musik des Frühbarock anlangt, sieht Norbert Brandauer trotz der Fülle unterdessen in Salzburg tätiger Vokalensembles eine Nische, die er gerne ausfüllen möchte.
Die A-cappella-Literatur dieser Zeit bedingt oft auch „eine kleine, feine Instrumentalbegleitung“, und darum hat Norbert Brandauer auch das Barockorchester „Musica antiqua Salzburg“ ins Leben gerufen. Da hat er beispielsweise die Posaunen, die in solcher Vokalmusik mit den Singstimmen parallel gehen.
Im Debütkonzert am Pfingstmontag wird eine Messe von Claudio Monteverdi zu hören sein, das berühmte „Miserere“ von Allegri und einige Chorsätze von Hassler und Schein. Die Aufstellung des Chors, aber auch instrumentale Improvisationen sollen die Raumakustik erlebbar machen.
Was hat Brandauer danach vor mit seinem neuen Vokalensemble? „Singet dem Herrn“ wird Motto sein eines Konzerts am 10. Juli in der Christuskirche sein (das tags darauf in der Stiftskirche Millstadt wiederholt wird). Und da denkt er, ganz Musiklehrer, an „andere Wege der Vorbereitung“: In Zusammenarbeit mit dem Chorverband will er vor dem Konzert interessierte Leute zu einem Kurs einladen, „einige Stücke aktiv ansingen“. Dann sollen die Leute eben „mit anderen Ohren“ im Konzert sitzen.