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Der Stein-Flüsterer

IM PORTRÄT / KLAUS FESSMANN

05/10/17 „Für mich ist der Klang der Steine eine bislang ungehörte Musik“, sagt der an der Universität Mozarteum als Kompositionsprofessor, aber auch als Schriftsteller tätige Klaus Fessmann.In der neuen Konzertreihe „Klangraum Kollegienkirche – ZeitachsenOrganum“ ist ein Stück von ihm für Klangsteine und Orgel zu hören.

Diese Steinklänge seien „Musik der Erde, das in Klang geformte Gedächtnis dieser Materie, jenseits aller Spekulation oder Verklärung“, schwärmt Fessmann. „Sie wird oft als Musik voller Geheimnisse bezeichnet.“ Durch seine aus der schwäbischen Tradition erwachsene lebenslange Beschäftigung mit Lyrik entdeckte Klaus Fessmann 1987 die Sprachwelt des Lyrikers Werner Dürrson. Fasziniert von den Sprachklängen dessen „Höhlensprache“ entdeckte er die Welt der Klänge der Steine.

Er begann, diese Welt zu erforschen und stellte fest, dass sich neben den Bildhauern kein mitteleuropäischer Komponist und Musiker wirklich ernsthaft mit diesen Klängen beschäftigt hatte. Steine als Klang- oder Klingsteine kommen aus Asien, besonders aus China. Dort war vor über vier Jahrtausenden eine große Kultur des Klangs der Steine entstanden, die aber nach und nach in Vergessenheit geriet. Fessmann war begeistert und fasziniert von dieser Klangwelt. Er begann, Steine zu sammeln, sie sägen zu lassen und und ihren Klangmöglichkeiten nachzuhören. Dies wurde ab 1989 für ihn zum Mittelpunkt seines künstlerischen musikalischen Schaffens.

Andere tauchen den Finger in Wasser und streichen über Ränder von Gläsern. Fessmann nimmt die nasse Handfläche. Die Klänge reichen von tiefen Einzeltönen (ähnlich Sinustonschwingungen) bis zu mehrschichtigen hohen Spektralklängen. Manche Schwingungen übertragen sich auf den Raum:„Wenn die Steine zu singen beginnen, erfüllt ein Hauch wie Atem den Raum“, beschreibt Fessmann die angestrebte Wirkung. „Diese schwingende Materie an- und abschwellend von Bodenvibrationen zu Raunen in jedem Winkel vermittelt uns, dass dem Stein eine Transformation abverlangt wurde – was leblos erschien, wurde lebendig.“

Klaus Fessmann ist seit 1997 an der Universität Mozarteum tätig: ein Querdenker als Pianist, Komponist, musikalischer Graphiker, aber auch Autor und Erfinder. Für die Musikpädagogik kommen kleinere Steien zum Einsatz: Aus der Arbeit mit den KlangSteinen entstand das pädagogische Konzept „Kieselschule“, das Klaus Feßmann mit dem Schlagzeuger Manfred Kniel entwickelt hat. Die Arbeit mit Kieselsteinen und ist als Pendant zum Gewaltpräventionsprojekt „faustlos“ entstanden.

„Leben heißt Veränderung sagte der Stein zur Blume und flog davon“ nennt Fessmann das Stück, das im zweiten Konzert der neuen Reihe mit zeitgenössischer Musik in der Kollegienkirche zu hören ist. Dazu sei „Harmonie“, ein Orgelstück von György Ligeti, das einst für vehementen Widerspruch der Zuhörer gut war, eine „ideale Einführung“, sagt der Organist Hans Josef Knaust. Die Idee: Klänge, basierend auf gerigerer Luftversorgung der Pfeifen. Man kann das machen, indem man die Registerhebel nicht ganz, sondern nur ein ganz klein wenig zieht. (dpk-krie)

Klangraum Kollegienkirche – ZeitachsenOrganum. Freitag (6.10.), 20 Uhr
Bilder: klangsteine.com

 

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