Zu einer gemeinsamen Sprache finden
IM PORTRÄT / FAUST, RIEBL, RICHTER
13/05/10 Nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit erklingen in Salzburg Beethovens Streichtrios op. 9. Thomas Riebl, einer der gefragtesten und erfolgreichsten Bratschisten weltweit und Viola-Professor am Mozarteum, spielt sie morgen Freitag (14.5.) mit der Geigerin Isabelle Faust und dem Cellisten Christoph Richter im Solitär zum Abschluss der Reihe Romantische Klangwelten.
„Ihr Ton hat Leidenschaft, Mut und Spannung und zugleich eine entwaffnende Wärme und Lieblichkeit, welche die versteckten lyrischen Züge dieser Musik enthüllt“, hieß es in der New York Times über Isabelle Faust. Sie nehme „Musik aus einer Perspektive wahr, in der das immer neue Erleben und Entdecken im Mittelpunkt stehen“.
Bereits mit elf Jahren habe sie ihr erstes Streichquartett gegründet und die Erfahrung gemacht, „dass Musik ein Prozess des Gebens und Nehmens ist, bei dem das Zuhören ebenso wichtig ist, wie das Einbringen der eigenen Persönlichkeit“.
Mit Fünfzehn gewann Isabelle Faust den Leopold-Mozart-Wettbewerb - eine Solistenlaufbahn kündigte sich an. Dennoch blieb die Künstlerin dem Quartettspiel verpflichtet: Mit Christoph Poppen, dem langjährigen Primarius des Cherubini-Quartetts, fand sie einen Lehrer, der ihre musikalischen Überzeugungen teilte und förderte. 1993, nach dem Sieg beim Paganini-Wettbewerb, ging Isabelle Faust nach Frankreich, lernte dort die Musik Faurés und Debussys schätzen, machte durch die ersten Aufnahmen mit Sonaten von Bartók, Szymanowski und Janácek von sich reden.
Ihr Anliegen ist es seit jeher, „mit jedem Partner zu einer gemeinsamen Sprache zu finden“. Gerade diese Offenheit, sich auf unterschiedlichste musikalische Handschriften einzulassen, hat Isabelle Faust auch zu einer begehrten Interpretin zeitgenössischer Violinliteratur werden lassen.
Thomas Riebl wurde 1956 in Wien geboren. Er studierte bei Siegfried Führlinger, bei Peter Schidlof vom Amadeus-Quartett und bei Sándor Végh. Mit 16 Jahren debütierte er als Solist im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses. Seither konzertierte er in allen namhaften Musikzentren weltweit. Etliche zeitgenössische Werke wurden für ihn komponiert und von ihm uraufgeführt, etwa die Solo-Sonate von Gottfried von Einem und das Violakonzert von Ivan Eröd. Er spielte etwa auch die österreichische Erstaufführung des Konzerts von Alfred Schnittke.
Von 1972 bis 1979 war Thomas Riebl Bratschist des Wiener Franz-Schubert-Quartetts. Von 1979 bis 2004 war er Mitglied des legendären Wiener Streichsextetts. Seit 2003 ist Thomas Reibl künstlerischer Leiter der von ihm gegründeten Internationalen Sommerakademie Bad Leonfelden.
Christoph Richter stammt aus einer Bonner Musikerfamilie. Er studierte bei André Navarra an der Musikhochschule in Detmold und bei Pierre Fournier. Auch er wurde durch Sándor Végh maßgeblich geprägt. Mit 23 Jahren wurde Christoph Richter erster Solocellist des NDR-Sinfonieorchesters in Hamburg (1981-1988). 1986 war er Preisträger beim internationalen Concours de Genève und beim internationalen Rostropowitsch-Wettbewerb in Paris. Dort gewann er auch den Preis der Stadt Paris für die beste Interpretation des Werks „Per Slava“ für Violoncello solo von Krzysztof Penderecki, ein eigens für den Wettbewerb geschriebenes Werk. 1988 wurde Christoph Richter an die Folkwang Universität in Essen berufen und hat dort seitdem eine Professur inne. Sein starkes Interesse an zeitgenössischer Musik führte zur Zusammenarbeit mit Komponisten wie György Kurtág, Heinz Holliger, Krzysztof Penderecki, Hans Werner Henze, Helmut Lachenmann oder Aribert Reimann. Bei den Salzburger Festspielen 1994 hat er Henzes Introduktion, Thema und Variationen für Violoncello, Harfe und Streichorchester mit der Camerata Salzburg uraufgeführt. (Uni Moz/dpk)